2012-09-14 12:51:16

D: „Dialogprozess muss auch heiße Eisen anpacken“


Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode will im Rahmen des Dialogprozesses der deutschen Bischöfe auch heiße Eisen wie die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen oder gleichgeschlechtlicher Partnerschaften anfassen. An diesem Freitag und Samstag geht die vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals angestoßene Initiative in die zweite Runde, etwa 300 Teilnehmer aus den deutschen Diözesen werden in Hannover erwartet. Auch 38 Bischöfe haben sich angemeldet, mehr als beim Auftakt vor einem Jahr in Mannheim. Ging es damals um eine Bestandsaufnahme nach dem Missbrauchsskandal, so steht nun die Rolle der Kirche in der freien Gesellschaft im Mittelpunkt - unter dem Motto „Die Zivilisation der Liebe“.

Bischof Bode gehört zur Steuerungsgruppe des Gesprächsprozesses, dessen Jahresthema 2012 „Diakonia“, also der Dienst am Menschen, ist. Im Interview mit katholisch.de erklärte Bode an diesem Freitag: „In Mannheim haben wir gesagt, wir bräuchten eine bessere Kommunikation, mehr Partizipation und eine Kultur der Barmherzigkeit. Damit haben wir Grundlagen geschaffen. Von Hannover erwartet man, dass wir zu konkreten Ergebnissen und Aufträgen kommen.“

Bei der Pastoral, so Bode weiter, sei einerseits wichtig, auf die Lebensumstände des modernen Menschen einzugehen und ihm in seinem konkreten Leben nahe zu sein. Andererseits machten gerade die Strukturreformen in den Diözesen offensichtlich, dass die Hilfe der Laien dabei unerlässlich sei. Wie bereits vom Zweiten Vatikanischen Konzil klar gestellt, müsse die Kirche der Zukunft vom „Priestertum aller“ leben, sagte Bischof Bode. Radikalisierungen an den extremen Rändern sei durch „differenzierte und ausgewogene Antworten“ vorzubeugen.

Man müsse jedoch auch die positiven Seiten der Kirche und des Glaubens hervorheben. Sie habe viel beizutragen zur „Zivilisation der Liebe und zur Kultur des Zusammenlebens“. Auch die Diskussion um den Umgang mit gescheiterten Beziehungen mache deutlich, dass gerade der Glaube viel zum Gelingen von Beziehungen beitrage könne. Wichtig sei jedoch zunächst, dass die Kirche das in der Vergangenheit verspielte Vertrauen zurück gewinne. Dies könne sie nur schaffen, wenn sie selbst Vertrauen in die Menschen setze und so den Menschen helfe, ihre Sehnsucht nach Frieden, Religiosität und Spiritualität zu erfüllen.

Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) verbindet mit dem Gesprächsprozess hohe Erwartungen. In einem Vorbereitungspapier hatte das ZdK seine Schwerpunkte für Hannover benannt. Die Kirche könne bei Zukunftsfragen wie dem demografischen Wandel eine wichtige Rolle spielen: „Sie kann Dinge aussprechen, die die Politik aus Angst vor dem Wähler nicht anpackt“, heißt es dort. Voraussetzung dafür sei nach Ansicht des Präsidenten Alois Glück aber nicht nur Kompetenz in ethischen Fragen und in Sachfragen. Notwendig sei auch eine hohe Glaubwürdigkeit. Dabei werde die Kirche etwa am Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, an der Rolle der Frauen und in ihrer Funktion als Arbeitgeber gemessen.

Neben Bischof Franz-Joseph Bode sprachen am Freitag nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, auch Bischof Franz-Joseph Overbeck und Kardinal Marx in Hannover. In Arbeitsgruppen sollen dann die Impulse weiter vertieft werden und am Samstag die gemeinsamen Ergebnisse präsentiert werden.

(katholisch.de/domradio/dbk 14.09.2012 cs)








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