Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode will im Rahmen des Dialogprozesses der deutschen
Bischöfe auch heiße Eisen wie die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen oder
gleichgeschlechtlicher Partnerschaften anfassen. An diesem Freitag und Samstag geht
die vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals angestoßene Initiative in die zweite
Runde, etwa 300 Teilnehmer aus den deutschen Diözesen werden in Hannover erwartet.
Auch 38 Bischöfe haben sich angemeldet, mehr als beim Auftakt vor einem Jahr in Mannheim.
Ging es damals um eine Bestandsaufnahme nach dem Missbrauchsskandal, so steht nun
die Rolle der Kirche in der freien Gesellschaft im Mittelpunkt - unter dem Motto „Die
Zivilisation der Liebe“.
Bischof Bode gehört zur Steuerungsgruppe des Gesprächsprozesses,
dessen Jahresthema 2012 „Diakonia“, also der Dienst am Menschen, ist. Im Interview
mit katholisch.de erklärte Bode an diesem Freitag: „In Mannheim haben wir gesagt,
wir bräuchten eine bessere Kommunikation, mehr Partizipation und eine Kultur der Barmherzigkeit.
Damit haben wir Grundlagen geschaffen. Von Hannover erwartet man, dass wir zu konkreten
Ergebnissen und Aufträgen kommen.“
Bei der Pastoral, so Bode weiter, sei einerseits
wichtig, auf die Lebensumstände des modernen Menschen einzugehen und ihm in seinem
konkreten Leben nahe zu sein. Andererseits machten gerade die Strukturreformen in
den Diözesen offensichtlich, dass die Hilfe der Laien dabei unerlässlich sei. Wie
bereits vom Zweiten Vatikanischen Konzil klar gestellt, müsse die Kirche der Zukunft
vom „Priestertum aller“ leben, sagte Bischof Bode. Radikalisierungen an den extremen
Rändern sei durch „differenzierte und ausgewogene Antworten“ vorzubeugen.
Man
müsse jedoch auch die positiven Seiten der Kirche und des Glaubens hervorheben. Sie
habe viel beizutragen zur „Zivilisation der Liebe und zur Kultur des Zusammenlebens“.
Auch die Diskussion um den Umgang mit gescheiterten Beziehungen mache deutlich, dass
gerade der Glaube viel zum Gelingen von Beziehungen beitrage könne. Wichtig sei jedoch
zunächst, dass die Kirche das in der Vergangenheit verspielte Vertrauen zurück gewinne.
Dies könne sie nur schaffen, wenn sie selbst Vertrauen in die Menschen setze und so
den Menschen helfe, ihre Sehnsucht nach Frieden, Religiosität und Spiritualität zu
erfüllen.
Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) verbindet
mit dem Gesprächsprozess hohe Erwartungen. In einem Vorbereitungspapier hatte das
ZdK seine Schwerpunkte für Hannover benannt. Die Kirche könne bei Zukunftsfragen wie
dem demografischen Wandel eine wichtige Rolle spielen: „Sie kann Dinge aussprechen,
die die Politik aus Angst vor dem Wähler nicht anpackt“, heißt es dort. Voraussetzung
dafür sei nach Ansicht des Präsidenten Alois Glück aber nicht nur Kompetenz in ethischen
Fragen und in Sachfragen. Notwendig sei auch eine hohe Glaubwürdigkeit. Dabei werde
die Kirche etwa am Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, an der Rolle der Frauen
und in ihrer Funktion als Arbeitgeber gemessen.
Neben Bischof Franz-Joseph
Bode sprachen am Freitag nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz,
Robert Zollitsch, auch Bischof Franz-Joseph Overbeck und Kardinal Marx in Hannover.
In Arbeitsgruppen sollen dann die Impulse weiter vertieft werden und am Samstag die
gemeinsamen Ergebnisse präsentiert werden.