Erzbischof Robert
Zollitsch begrüßt die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu Euro-Rettungsschirm
und Fiskalpakt. Das Gericht in Karlsruhe hatte am Mittwoch die Mitwirkung Deutschlands
am Rettungsschirm ESM unter Auflagen gebilligt. Zollitsch sprach beim bundespolitischen
Jahresempfang der katholischen Kirche in Berlin. Der diesjährige Gastredner war der
Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn. Zur Eurorettung sagte Zollitsch:
„Ich
verstehe zwar die Sorge um den Verlust nationaler Kompetenzen. In vielen Bereichen
eines wirtschaftlich vernetzten Europas besitzt Deutschland als einzelner Mitgliedstaat
keine eigenständigen Gestaltungsmöglichkeiten mehr. In einem gemeinsamen Währungsraum
sind dafür starke gemeinsame Abstimmungs- und Kontrollmechanismen in der Haushalts-
und Fiskalpolitik nötig, um demokratische Mitbestimmungsmöglichkeiten überhaupt gewährleisten
zu können.“
Die europäische Einheit bringe aber viele Vorteile, fügte Zollitsch
an:
„Gemeinsam mit den anderen europäischen Mitgliedstaaten können wir dank
der gebündelten Souveränität die verlorengegangenen Gestaltungsmöglichkeit zurückgewinnen.
Vielleicht sollten wir weniger die Abwanderungen von Kompetenzen befürchten, als vielmehr
unser Nachdenken über die Fundamente unseres Europas zum Verhältnis zwischen Christentum
und europäischem Projekt.“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz
erinnerte auch an die Leiden der Zivilbevölkerung in Syrien. Er würdigte die Solidaritätsbekundungen
aus Regierung und Parteien sowie die Bereitschaft, gegebenenfalls Flüchtlinge aufzunehmen.
Das besondere Augenmerk der Kirche gelte den Christen, „die sich in einer besonders
verzweifelten Lage befinden“, so Zollitsch. Er äußerte die Hoffnung, dass die bevorstehende
Reise von Papst Benedikt XVI. in den Libanon zur Befriedung der Region beitragen werde.
Teilnehmer An
dem Empfang nahmen Bundestagspräsident Norbert Lammert, die Vizepräsidenten Katrin
Göring-Eckardt und Wolfgang Thierse sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel teil. Anwesend
waren auch die CDU-Bundesminister Annette Schavan, Ronald Pofalla und Wolfgang Schäuble,
zudem die Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder (CDU), Frank-Walter Steinmeier (SPD)
und Renate Künast (Grüne). Aus dem kirchlichen Bereich kamen der apostolische Nuntius
in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset, der Erzbischof von Berlin, Kardinal
Rainer Maria Woelki, der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, der Bischof
von Essen und katholische Militärbischof Franz-Joseph Overbeck sowie der Bevollmächtigte
des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Prälat Bernhard Felmberg.