Die bevorstehende
Visite Papst Benedikts im Libanon möge die Scheinwerfer der Weltöffentlichkeit auf
die Nöte der Christen im Nahen Osten lenken: Das hofft man im Vatikan. Kurienkardinal
Leonardo Sandri, der als Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation im Gefolge
Papst Benedikts nach Beirut reisen wird, sagte im Gespräch mit uns:
„Die
Reise kann dazu dienen, darauf aufmerksam zu machen, dass die Minderheiten ein Recht
darauf haben, respektiert zu werden. Und zwar auch in Ländern, in denen diese Minderheiten
nur ein kleiner Teil eines Umfelds sind, in dem eine andere Religion gelebt wird.
Die Religionsfreiheit aller zu garantieren und Musterbürger des eigenen Staates zu
sein, ob man nun Christ oder Muslim ist – das ist ein Aufruf, den unsere katholischen
Gläubigen mit all ihrem Enthusiasmus und Anteilnahme leben werden. Denn sie sind Kinder
der Kirche, Kinder des eigenen Landes und dienen ihrer Nation. Sie lieben ihre Heimat,
gerade weil sie katholisch und gerade weil sie Christen sind.“
Die Nahostsynode,
deren Schlussdokument der Papst nun feierlich im Libanon übergeben wird, hatte zum
Thema „Kommunion und Zeugnis“. Kardinal Sandri hofft, der Besuch des Papstes werde
dazu beitragen, den Glauben in den Herzen der Christen neu zu entflammen und auch
ökumenische Barrieren abzutragen, die sich zwischen den einzelnen christlichen Glaubensgemeinschaften
erheben. Doch nicht nur die Neuevangelisierung und der Dialog zwischen den Christen
sollen durch den Papstbesuch neue Impulse erfahren, sondern auch der interreligiöse
Dialog. Kardinal Sandri:
„Ich denke, dass der Besuch einen Ruck vorwärts
für diesen Dialog bedeutet. Denn alle werden sehen und mit Händen fassen können, dass
die Präsenz des Papstes keine Präsenz der Macht und der Präpotenz ist, sondern eine
Präsenz der Liebe, des Dialogs, des Zuhören-Könnens und des Zusammenseins. Die Präsenz
des Evangeliums und des Christentums kann nicht als Motiv herangezogen werden, Gewalt
auszuüben oder Hass und Trennung zu säen. Der Papst wird Zeugnis ablegen für den Willen
zum Frieden und für die Liebe, die aus dem Evangelium spricht. Deshalb denke ich,
dass dieser Besuch wirklich ein prophetischer Besuch für die Kirche und den Nahen
Osten sein wird.“
Die Vorbereitungen für die apostolische Visite kommen
unterdessen langsam zu ihrem Abschluss: Am Freitag wird Papst Benedikt vom Flughafen
Rom-Ciampino Richtung Beirut abheben. Er selbst hat an diesem Sonntag beim Angelus
eine klare Botschaft verkündet: „Meine apostolische Reise in den Libanon steht im
Zeichen des Friedens“. Mit der Gewalt und der Verschärfung der Spannungen im Nahen
Osten könne man sich nicht einfach abfinden.
Radio Vatikan wird seine Sendungen
in deutscher Sprache Freitag bis Sonntag gänzlich der Reise Papst Benedikts in den
Libanon widmen. Die wichtigsten Stationen übertragen wir live und mit deutschem Kommentar
über den Vatikanplayer auf unserer Webseite sowie über unsere Partnersender.