Taubstumm sein, das
heisst ohne Kommunikation mit der Welt sein. Es kommt nichts hinein in den Menschen.
Vieles erreicht sein Ohr, aber nichts dringt hinein. Genauso wenig wie Worte aus seinem
Mund hinaus dringen. Eine schlimme Behinderung, die heute dank moderner Technik gelindert
werden kann. Taubstumm - muss aber nicht unbedingt ein körperliches Handicap
sein. Es gibt auch unter uns Hörenden und Sprechenden das Verschlossene und Verstummte.
Wenn wir nicht mehr fähig sind, in Kommunikation mit anderen zu treten, wenn uns die
Worte des anderen nicht mehr erreichen, wenn wir keine Worte mehr finden, um mit der
Sprache Brücken zum anderen zu schlagen. Im Evangelium nimmt Jesus den Taubstummen
voller Zärtlichkeit beiseite Es gibt Dinge, die kann man nicht auf dem Markt austragen,
die muss man schützen vor dem Zugriff der Menge, die brauchen den wirklich intimen,
ganz persönlichen Raum. Allein, abseits, geschützt steht der Taubstumme Jesus
gegenüber und Jesus legt den Finger an die Stelle, die der Grund allen Übels ist.
„Bloß weg hier", mag da manch einer denken, wer will schon an seinen wunden Stellen
berührt werden. Und doch sehnen wir uns nicht andererseits genau danach? Dass
da jemand kommt und uns genau da liebevoll zärtlich berührt, wo wir uns unfertig,
behindert, verletzt erleben - nicht nur körperlich, vor allem auch seelisch. Der
Taubstumme hält stand, und er erlebt, wie sich Jesus ihm in intimster persönlicher
Weise nähert. Er streicht ihm Speichel auf die Zunge. Wir wissen heute, dass im Speichel
unsere unverwechselbare Visitenkarte enthalten ist. Für die Kriminologie eine wertvolle
Hilfe. Wortlos schafft Jesus so eine Brücke zu dem Einsamen. Dann erst spricht
er das rettende, machtvolle Wort: Effata! Öffne dich! Brich auf! Das Evangelium
lädt ein, unsere tauben und stummen Stellen wahrzunehmen und sie gleichsam dem Herrn
hinzuhalten, damit er das befreiende Wort spricht und wir so erfahren: Er hat alles
gut gemacht, er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.