Die katholische Kirche
in Deutschland sollte nicht nur um sich selbst und um die eigenen Befindlichkeiten
kreisen - vielmehr müssten die deutschen Bischöfe für die Menschen da sein, die in
sozialen Nöten leben. Das sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken
(ZdK), Alois Glück, im Interview mit dem Kölner Domradio. Im Rahmen des Gesprächsprozesses
zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland lädt die Deutsche Bischofskonferenz
Mitte September zu einem zweiten Gesprächsforum nach Hannover ein. Gemäß Glück sollte
die deutliche Botschaft lauten:
„Dass die katholische Kirche die aktive
Rolle in der Gesellschaft weiter übernehmen will. Dass sie nicht in eine Richtung
geht, die ja in unserer Kirche auch durchaus vertreten wird nach dem Motto: Wir haben
absehbar weniger Personal, insbesondere weniger Priester, aber auch weniger Gläubige,
weniger junge Menschen, weniger Geld, und wir ziehen uns zurück auf ein Kerngeschäft,
das dann verstanden wird als innerkirchliche Lebensaktivitäten. Das wäre fatal, das
wäre ganz gegen die Botschaft des Konzils. Ich verstehe auch Thema und Initiative
der Bischofskonferenz für Hannover so, dass genau deutlich werden soll, dass katholische
Kirche in Deutschland für die Menschen, für die Gesellschaft, für all diese Aufgaben
weiter da sein will und da sein wird.“
Der Katholikentag in Mannheim sei
ein Erfolg gewesen. Alle seien zufrieden abgereist. Damit auch Hannover als positives
Signal gewertet wird, braucht es ein ebenso offenes Gesprächsklima, so Glück.
„Es
muss aber insbesondere in Hannover auch deutlich werden, dass bestimmte Themen dann
konkret angepackt werden. Insbesondere Themen, die durchaus möglich sind, ohne dass
man im Kirchenrecht etwas verändern muss. Themen, die in deutscher Souveränität behandelt
werden können. Etwa die Frage, wie wir das künftige Verhältnis von Kirche und Staat
angesichts der Veränderungen in der Kirche, aber auch der Veränderungen in Kirche
und Staat, gestalten wollen. Wie positionieren wir uns in den Themen, die jetzt die
Menschen aufwühlen? Die großen Krisen etwa im Ökonomischen, im Sozialen, in Europa.
Die Schöpfung, das Klima. Wir leben ja im Moment in einer Verdichtung von Krisen.“
Hannover
könne die vielen Probleme nicht lösen. Aber aus Hannover heraus sollte vielleicht
auch Druck entstehen, diese Themen konkreter anzupacken, so Glück.
Hintergrund Glück
äußerte sich im Vorfeld des zweiten Gesprächsforums, zu dem die Deutsche Bischofskonferenz
im Rahmen des Gesprächsprozesses zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland
Mitte September nach Hannover einlädt. Zu dem Treffen werden 300 Delegierte erwartet.
Es steht unter dem Leitwort „Die Zivilisation der Liebe – unsere Verantwortung in
der freien Gesellschaft“ und rückt die Diakonie in den Mittelpunkt. Die Bischofskonferenz
hatte den Dialogprozess 2010 im Zuge des Missbrauchsskandals beschlossen, um Vertrauen
zurückzugewinnen.