Mit der Sicht auf
die Rolle der Gottesmutter Maria in der Kirche seit dem II. Vatikanischen Konzil beschäftigt
sich ein internationaler Kongress, der an diesem Dienstag in Rom beginnt. Im akademischen
Bereich wie in der Seelsorge gelte es, eine angemessene, vollständige und konzilskonforme
Lehre über Maria zu garantieren, heißt es in einer Aussendung der Internationalen
Päpstlichen Akademie für Mariologie, die zu dem Kongress einlädt. Der in Lugano lehrende
Dogmatiker Manfred Hauke wird die deutsche Sprachgruppe koordinieren. Die Bedeutung
Marias in der Ökumene seit dem Konzil werde breit besprochen werden, sagte er uns.
„Ein Bezugspunkt ist da auch das 100jährige Jubiläum der Marienerscheinung
in Fatima im Jahr 2017, das fällt also mit dem Luther-Jubiläum zusammen. Luther war
ja ein großer Marienverehrer, auch wenn er natürlich nicht alles anerkannt hat, was
wir als Katholiken anerkennen. Aber ich denke, in diesem doppelten Jubiläum ist die
Bedeutung Mariens für die Einheit der Christen interessant zu sehen; seit Augustinus
gilt Maria als Mutter der Einheit. Schwester Lucia in Fatima hat ja in einer Verheißung
davon gesprochen, dass es in Deutschland einen Hirten und eine Herde geben werde.
Das wäre sicherlich schön!“
Vor einiger Zeit war in bestimmten Medien die
Rede davon, Papst Benedikt plane, Maria zur „Miterlöserin“ zu erklären. Das hält der
Dogmatiker nicht für realistisch.
„Es wird sicherlich keine dogmatische
Definition des Heiligen Vaters zu einem solchen Titel geben. Auf der anderen Seite
ist klar, dass die damit gemeinte Lehre, also wie Maria an der Erlösung mitwirkt,
schon jetzt zum Glaubensgut der Kirche gehört. Seit der Zeit des II. Vatikanums wird
deutlich, dass Maria aktiv an der Erlösung mitgewirkt hat. Wenn es um mariologische
Dogmen geht, dann ist allenfalls denkbar, aber ich denke in weiterer Zukunft, dass
eine Definition kommen könnte über Maria als geistliche Mutter der Menschheit oder
auch als mütterliche Mittlerin in Christus. Aber das sind keine Punkte, die in den
nächsten Jahren auf der Tagesordnung des Heiligen Vaters stehen werden.“
Der
Mariologen-Kongress im Auditorium der Franziskaner dauert sechs Tage und umfasst eine
Audienz bei Papst Benedikt am Samstag in Castelgandolfo.