Syriens Präsident
Baschar al-Assad weist jede Verantwortung für die derzeitige Gewalt in seinem Land
von sich. In einem TV-Interview am Mittwochabend sagte er, das derzeitige Blutvergießen
in Syrien sei einzig auf die Haltung des Nachbarlandes Türkei zurückzuführen. Interessant
daran ist, dass bis vor kurzem die Türkei einer der engsten Alliierten Assads war...
Wie sich die Zeiten ändern. Für den Vatikanvertreter in Damaskus ist gerade die fehlende
Präsenz der internationalen Gemeinschaft das Hauptproblem der Gewaltwelle. Im Gespräch
mit Radio Vatikan sagt der Apostolische Nuntius, Erzbischof Mario Zenari:
„Wir
sehen jeden Tag aufs neue schreckliche Bilder von Massakern. Das Ganze ist nicht hinnehmbar.
Deshalb denke ich, dass die internationale Staatengemeinschaft klären sollte, wer
genau dahinter steckt. Bei diesen Tötungen geht es nicht nur um Syrien; es ist eine
Wunde der gesamten Menschheit. Konkret heißt das, die Verantwortlichen finden und
verurteilen. Dazu müssen unabhängige und seriöse Untersuchungen durchgeführt werden.“
Wortfreiheit
statt Waffengewalt fordert der Nuntius, der trotz der Kämpfe in der syrischen Hauptstadt
ausharrt.
„Ich glaube, von Beginn des Konflikts an wurde ein großer Fehler
begangen: Man hätte der Meinungsfreiheit unbedingt größeren Raum belassen sollen.
Das war doch der Kern des „Arabischen Frühlings“, wie wir es in Ägypten, aber auch
in Syriens Nachbarländern gesehen haben. Mir sind verbale Streitigkeiten lieber als
die derzeitigen Massaker.“
Anders sieht das offenbar Präsident Assad: Der
Kampf gegen die „Terroristen“ werde noch eine Weile andauern. Im TV-Interview vom
Mittwoch sprach er von einer „Säuberung des Staates“. Eine vom Westen erzwungene Schutzzone
für Flüchtlinge in Syrien, für die sich u.a. die Türkei einsetzt, bezeichnete er als
„unrealistisches“ Wunschdenken.