2012-08-28 14:07:33

D: Leitungswechsel beim Jesuiten-Flüchtlingsdienst


Ein Leitungswechsel beim Jesuiten- Flüchtlingsdienst in Deutschland steht an. Am kommenden 1. September übernimmt P. Frido Pflüger SJ die Stelle des Generaldirektors, gleichzeitig wird er das Erzbistum Berlin in der Härtefallkommission des Landes Berlin vertreten. Sein Vorgänger, P. Martin Stark SJ, wird nach sieben Jahren beim JRS auf den Philippinen sein Tertiat antreten, eine Zeit der geistlichen Sammlung und der Vorbereitung auf neue Aufgaben innerhalb des Ordens. Pflüger zieht aus Nairobi nach Berlin: Der 65-Jährige hat bisher den Jesuiten-Flüchtlingsdienst (Jesuit Refugee Service) im östlichen Afrika geleitet.

„Die größte Last von Flucht und Vertreibung tragen arme Länder. Kenia hat allein aus Somalia eine halbe Million Flüchtlinge aufgenommen, während wir in Deutschland über Resettlement für 300 Flüchtlinge im Jahr diskutieren: Für dieses Missverhältnis habe ich mich manches Mal geschämt“, so Pflüger. „Eine zentrale Aufgabe unserer Arbeit in Deutschland sehe ich darin, dieses Land freundlicher für Flüchtlinge und Migranten zu machen und im Umgang mit ihnen Wertschätzung und Respekt vor der menschlichen Würde zu zeigen.“ Sein Vorgänger Martin Stark zieht im Rückblick eine durchwachsene politische Bilanz: „Fortschritte hat es in den letzten Jahren in der medizinischen Versorgung von Menschen ohne Aufenthaltspapiere gegeben. Außerdem sind die Behörden heute zurückhaltender als früher mit dem drastischen Mittel der Abschiebehaft. Allerdings begegnen wir in der Abschiebehaft immer häufiger Asylsuchenden, die nur inhaftiert wurden, weil ein anderes europäisches Land für ihr Asylverfahren zuständig ist. Aber Flüchtlinge, die in Europa Schutz suchen, gehören nicht hinter Gitter!“

Hintergrund

Seit 2008 war P. Frido Pflüger SJ als Regionaldirektor für den Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Äthiopien, Kenia, Sudan und Südsudan sowie Uganda zuständig; zuvor hatte er bereits mehrere Jahre für den JRS in Uganda gearbeitet. Nach der Wende hatte der Jesuit das St. Benno-Gymnasium in Dresden mit aufgebaut und von 1994 bis 2003 geleitet. Pflüger hat Theologie und Philosophie sowie Mathematik und Physik studiert. Die Schwerpunkte Bildung und Flüchtlingsarbeit haben Pflügers Tätigkeit als Regionaldirektor geprägt: Unter seiner Leitung hat der Jesuiten-Flüchtlingsdienst u.a. Fernstudiengänge entwickelt und technisch umgesetzt, die Bewohnern von kenianischen Flüchtlingslagern die Ausbildung an einer amerikanischen Jesuiten-Universität eröffnen.
Der Jesuit Refugee Service (Jesuiten-Flüchtlingsdienst, JRS) wurde 1980 angesichts des Elends vietnamesischer Boat People gegründet und ist heute als internationale Hilfsorganisation in mehr als 50 Ländern tätig. In Deutschland setzt sich der Jesuiten-Flüchtlingsdienst für Abschiebungshäftlinge ein, für geduldete Flüchtlinge und für Menschen ohne Aufenthaltsstatus („Illegalisierte“). Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind Seelsorge, Rechtshilfe und politische Fürsprache.

(pm 28.08.2012 cs)







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