D: Leitungswechsel beim Jesuiten-Flüchtlingsdienst
Ein Leitungswechsel beim Jesuiten- Flüchtlingsdienst in Deutschland steht an. Am kommenden
1. September übernimmt P. Frido Pflüger SJ die Stelle des Generaldirektors, gleichzeitig
wird er das Erzbistum Berlin in der Härtefallkommission des Landes Berlin vertreten.
Sein Vorgänger, P. Martin Stark SJ, wird nach sieben Jahren beim JRS auf den Philippinen
sein Tertiat antreten, eine Zeit der geistlichen Sammlung und der Vorbereitung auf
neue Aufgaben innerhalb des Ordens. Pflüger zieht aus Nairobi nach Berlin: Der 65-Jährige
hat bisher den Jesuiten-Flüchtlingsdienst (Jesuit Refugee Service) im östlichen Afrika
geleitet.
„Die größte Last von Flucht und Vertreibung tragen arme Länder.
Kenia hat allein aus Somalia eine halbe Million Flüchtlinge aufgenommen, während wir
in Deutschland über Resettlement für 300 Flüchtlinge im Jahr diskutieren: Für dieses
Missverhältnis habe ich mich manches Mal geschämt“, so Pflüger. „Eine zentrale Aufgabe
unserer Arbeit in Deutschland sehe ich darin, dieses Land freundlicher für Flüchtlinge
und Migranten zu machen und im Umgang mit ihnen Wertschätzung und Respekt vor der
menschlichen Würde zu zeigen.“ Sein Vorgänger Martin Stark zieht im Rückblick eine
durchwachsene politische Bilanz: „Fortschritte hat es in den letzten Jahren in der
medizinischen Versorgung von Menschen ohne Aufenthaltspapiere gegeben. Außerdem sind
die Behörden heute zurückhaltender als früher mit dem drastischen Mittel der Abschiebehaft.
Allerdings begegnen wir in der Abschiebehaft immer häufiger Asylsuchenden, die nur
inhaftiert wurden, weil ein anderes europäisches Land für ihr Asylverfahren zuständig
ist. Aber Flüchtlinge, die in Europa Schutz suchen, gehören nicht hinter Gitter!“
Hintergrund
Seit 2008 war P. Frido Pflüger SJ als Regionaldirektor
für den Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Äthiopien, Kenia, Sudan und Südsudan sowie Uganda
zuständig; zuvor hatte er bereits mehrere Jahre für den JRS in Uganda gearbeitet.
Nach der Wende hatte der Jesuit das St. Benno-Gymnasium in Dresden mit aufgebaut und
von 1994 bis 2003 geleitet. Pflüger hat Theologie und Philosophie sowie Mathematik
und Physik studiert. Die Schwerpunkte Bildung und Flüchtlingsarbeit haben Pflügers
Tätigkeit als Regionaldirektor geprägt: Unter seiner Leitung hat der Jesuiten-Flüchtlingsdienst
u.a. Fernstudiengänge entwickelt und technisch umgesetzt, die Bewohnern von kenianischen
Flüchtlingslagern die Ausbildung an einer amerikanischen Jesuiten-Universität eröffnen.
Der Jesuit Refugee Service (Jesuiten-Flüchtlingsdienst, JRS) wurde 1980 angesichts
des Elends vietnamesischer Boat People gegründet und ist heute als internationale
Hilfsorganisation in mehr als 50 Ländern tätig. In Deutschland setzt sich der Jesuiten-Flüchtlingsdienst
für Abschiebungshäftlinge ein, für geduldete Flüchtlinge und für Menschen ohne Aufenthaltsstatus
(„Illegalisierte“). Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind Seelsorge, Rechtshilfe und
politische Fürsprache.