Äthiopien: Große Veränderungen in Staat und religiöser Szene
In Äthiopien kommt es in Staat und Religionsgemeinschaften zu großen Veränderungen.
So wird das ostafrikanische 85-Millionen-Land mit Hailemariam Desalegn erstmals in
seiner Geschichte einen protestantischen Premierminister bekommen. Zwei Drittel der
Äthiopier sind Christen, die meisten gehören aber der orthodoxen Kirche an. Desalegn,
der das Amt vom verstorbenen Meles Zenawi übernimmt, soll bis zum Ende der Legislaturperiode
2015 ohne Neuwahl im Amt bleiben. Zenawi soll am kommenden Sonntag, 2. September,
mit einem Staatsbegräbnis bestattet werden. Zahlreiche afrikanische Staatschefs haben
ihr Kommen zugesagt.
Ruhestätte für Zenawi Offen ist weiterhin,
ob die letzte Ruhestätte der Friedhof der orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale in
Addis Abeba sein wird, wohin vor zwölf Jahren die sterbliche Hülle des Langzeitkaisers
Haile Selassie überführt wurde. Auch der vor einer Woche verstorbene orthodoxe Patriarch
Abuna Paulos I. war am Donnerstagvormittag auf dem Friedhof der Dreifaltigkeitskathedrale
beigesetzt worden.
An den vom äthiopischen Fernsehen direkt übertragenen Trauerfeiern
für den Kirchenführer hatten Spitzenvertreter der Ökumene aus aller Welt teilgenommen.
Unter ihnen waren der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch,
und der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Pfarrer Olav Fykse Tveit. Tveit sagte
in Addis Abeba, die Rolle von Abuna Paulos bei der Förderung des interreligiösen Dialogs
in Äthiopien und darüber hinaus stelle ein „fortdauerndes Erbe für die Kirchen“ dar.
Durch seine Arbeit habe der Patriarch die Anliegen der Jugend insbesondere im Zusammenhang
mit dem Kampf gegen die AIDS-Pandemie hervorgehoben.