2012-08-27 14:52:06

Fast 600 Disziplinar-Untersuchungen


Das Büro in der vatikanischen Glaubenskongregation, das für disziplinarische Maßnahmen zuständig ist, hat im letzten Jahr in genau 599 Fällen Untersuchungen aufgenommen. 440 davon betrafen schwerwiegende Fälle (delita graviora); die meisten davon, nämlich 404, hatten den Verdacht auf Missbrauch von Minderjährigen durch Kirchenleute zum Gegenstand. Diese Zahlen ergeben sich aus dem Bericht über die Aktivitäten des Heiligen Stuhls 2011, den die Vatikanische Verlagsbuchhandlung am Montag veröffentlicht hat. 2011 hätten das Disziplinar-Büro unter Leitung von Monsignore Charles Scicluna weniger Disziplinar-Anzeigen aus der Weltkirche erreicht als 2010. Dennoch sei die Zahl der Fälle „deutlich gestiegen“, wenn man sie etwa mit den Jahren 2005-09 vergleiche.

Die Missbrauchs-Richtlinien im Vatikan sehen vor, dass ein Kleriker, dem Missbrauch von Kindern oder Jugendlichen nachgewiesen wird, aus dem Klerikerstand ausgeschlossen wird. In 125 Fällen hat die Glaubenskongregation dem Papst letztes Jahr einen solchen Antrag auf Laisierung eines Klerikers vorgelegt, in 135 anderen Fällen ging es um eine Suspendierung vom Priester- bzw. Diakonenamt. Die vatikanische Kleruskongregation hat derweil 2011 insgesamt 540 Männer vom Priester- bzw. Diakonenamt suspendiert – aus Gründen, die nicht mit „schwerwiegenden Delikten“ zu tun haben. 280 dieser Suspendierungen betrafen Diözesanpriester und 185 betrafen Ordenspriester.

2011 hat, wie sich ebenfalls aus dem Jahresbericht des Heiligen Stuhls ergibt, die Ordenskongregation fünf verheirateten Personen den Eintritt in den Ordensstand erlaubt, obwohl ihr jeweiliger Ehepartner noch lebte. Die Römische Rota – das Ehegericht des Apostolischen Stuhls – hat nach den neuen Zahlen 2011 insgesamt 179 Urteile in Eheannullierungsverfahren erlassen; anders als 2010 wurde letztes Jahr in einer Mehrheit der Fälle (94) keine Annullierung gewährt.


(rv 27.08.2012 sk)








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