Die Olympischen Spiele
von London haben wir alle noch in guter Erinnerung. „Dabeisein ist alles“, heißt das
olympische Motto. Samia Yusuf Omar aber konnte nicht dabei sein: Die 21-jährige Läuferin
aus Somalia ist auf dem Weg nach London ums Leben gekommen. Bei den Spielen von Peking
2008 hatte sie noch mit der somalischen Fahne in der Hand ins Stadion einlaufen können.
Auf dem Weg nach London starb sie nun in einem Flüchtlingsboot, das von Libyen aus
nach Europa überzusetzen versuchte – und irgendwo zwischen Malta und der Insel Lampedusa
unterging.
„Ich glaube, dass es für eine Somalierin wie sie eine unglaubliche
Freude gewesen sein muss, ihr Land zu repräsentieren und seine Fahne zu tragen“,
meint die somalische Schriftstellerin Igiaba Scego. „Somalia hat 21 Jahre Bürgerkrieg
hinter sich, alles liegt am Boden, die Schulen, die staatlichen Einrichtungen und
natürlich auch der Sport. Darum war Samias Auftreten auf der Olympiade in Peking ein
Moment der Hoffnung, für sie und für ihr Land.“
Und nun das tragische Kentern
der Sportlerin, weit von Londons Stadien entfernt. Sie wollte sich auf eigene Faust
nach Europa durchschlagen, dort einen Trainer suchen und dann an der Olympiade teilnehmen,
beim 100- und beim 200-Meter-Lauf. Welche Schwierigkeiten Samia überwinden musste,
um in einem Land wie Somalia Leistungssportlerin zu sein, lässt sich in unseren Breiten
kaum vorstellen. Dies liegt auch daran, dass Samia eine Frau war. Fundamentalistische
Islamisten, die 2008 in weiten Teile Somalias an der Macht waren, hatten wenig Verständnis
dafür, dass eine überhaupt Sport machen müsse. Nach Aussage von Scego wurden ihr deshalb
allerlei Hindernisse in den Weg gelegt. Eine Medaille hat Samia in Peking nicht bekommen,
sie war weit davon entfernt. Trotzdem hätte sie jetzt eine Medaille verdient, findet
Igiaba Scego.
„Denn Samia hat in ihrem kurzen Leben ausgesprochen großen
Mut bewiesen. Darum können wir aus ihrer Geschichte die einfache Lehre ziehen: Hab
Mut. Gib niemals auf.“