2012-08-23 10:45:17

Missbrauchs-Prävention: „Kirchen auf gutem Weg“


RealAudioMP3 Der Missbrauchsbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hat die Kirchen für ihr Engagement zur Vermeidung von Kindesmissbrauch gelobt. Die Kirchen hatten im Juni in Berlin Vereinbarungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt unterzeichnet. Das Ziel ist, die Empfehlungen des von der Bundesregierung eingesetzten Runden Tisches gegen Kindesmissbrauch umzusetzen. Den Maßnahmenkatalog haben auch der Deutschen Olympische Sportbund, die Arbeiterwohlfahrt, der Paritätische Gesamtverband, die kommunalen Spitzenverbände sowie der Deutsche Bundesjugendring unterschrieben. Im Interview mit dem Domradio Köln sagte Rörig:

„Die katholische Kirche - die Deutsche Bischofskonferenz, aber auch die Deutsche Ordensoberenkonferenz - hat sich mir gegenüber verpflichtet, in ihren Strukturen die Einführung von Schutzkonzepten, also von Konzepten zur Prävention vor sexueller Gewalt, zu vereinbaren und zu unterstützen. Das ist ein ganz wichtiger Schritt, der aufbaut auf dem, was die Deutsche Bischofskonferenz schon mit der Rahmenordnung zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Minderjährigen im September 2010 beschlossen hat. Das heißt, die Deutsche Bischofskonferenz und der Missbrauchsbeauftragte Bischof Ackermann werden ihr Engagement noch weiter verstärken. Das ist positiv hervorzuheben.“

Es komme jetzt darauf an, dass das Vereinbarte auch tatsächlich zur Anwendung komme, und zwar in den kirchlichen Einrichtungen, in denen sich Kinder und Jugendliche tagtäglich aufhielten. Rörig:

„Das ist ein sehr komplizierter und anstrengender Weg für alle, die da Verantwortung tragen, aber der Weg muss gegangen werden. Es müssen in Einrichtungen, also auch in kirchlichen Gemeinden, in Sportvereinen, in Schulen und Kindertagesstätten zukünftig Schutz- und Handlungskonzepte zum Schutz der Kinder vor sexueller Gewalt eingeführt werden.“

Rörig kündigte in dem Interview weitere Befragungen zum Umgang mit sexualisierter Gewalt auch von Kirchengemeinden an, deren Ergebnisse auf dem Bilanztreffen des Runden Tisches am Jahresende vorgestellt werden sollen. Eine erste Befragung ist bereits im Juni angelaufen.

„Es sind Befragungen in Einrichtungen vor Ort. Und zwar werden wir die Einrichtungsleitung befragen, ob bereits Präventionskonzepte bei ihnen zur Anwendung kommen bzw. für wann die Einführung oder Weiterentwicklung von derartigen Schutzkonzepten geplant ist. Wir müssen einen Überblick gewinnen und den Handlungsbedarf konkret identifizieren. So werden wir zum Beispiel im Bereich der katholischen Kirche, das ist unsere Absicht, 1.500 Kirchengemeinden zu diesem Themenkomplex befragen, ob sie bereits Schutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt ergriffen haben.“

Weiter will Rörig im kommenden Jahr eine neue Kampagne zum Schutz vor Missbrauch lancieren, mit der er für das Problem sensibilisieren und die Kommunikation darüber verbessern will:

„Die Kampagne soll die jeweilige Einrichtungsleitung, aber auch die Eltern und die Fachkräfte bei der Einführung von Schutzkonzepten unterstützen. Ich möchte, dass die Kommunikation zwischen Eltern und Fachkräften, also Lehrern, Pfarrern und Trainern und Verantwortlichen in den Kitas beispielsweise erleichtert wird, dass über das Thema sexuelle Gewalt gesprochen wird - und ich möchte die Eltern aktivieren, dass sie auch Schutzkonzepte vor Ort in den Einrichtungen nachfragen und einfordern.“

Besonders will Rörig auch für Missbrauch in Familien sensibilisieren.


„Ich möchte, dass die Fachkräfte, also die Lehrer, Erzieher, Trainer und Pfarrer, sensibilisiert werden und dass sie als vertrauensvolle Ansprechpersonen für Kinder und Jugendliche zu Verfügung stehen. Wir müssen uns immer vor Augen halten: Die meisten Fälle sexuellen Missbrauchs finden in der Familie und im sozialen Umfeld statt, und auch zwischen Kindern und Jugendlichen untereinander. Wichtig ist doch, dass die Vertrauenspersonen in den Einrichtungen dann tatsächlich für die Kinder und Jugendliche vertrauensvolle Ansprechpersonen sind und dass ihnen wirklich weitergeholfen wird.“

(domradio/kna 23.08.2012 pr)








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