Die Katholiken im
Libanon hoffen, dass der Papst an seiner geplanten Reise in das Land festhält – trotz
der syrischen Krise. Benedikt XVI. will Mitte September in Beirut ein Grundlagendokument
für die katholischen Kirchen im Nahen Osten vorstellen. Doch der Patriarch der armenisch-katholischen
Kirche, Nersès Bédros XIX Tarmouni von Zilizien, meinte jetzt im Gespräch mit Radio
Vatikan:
„Was derzeit in Syrien geschieht, schafft wirklich eine schwerwiegende
Lage, die Auswirkungen haben könnte auf das politische Leben im Libanon. Sie könnte
womöglich sogar den Papstbesuch verhindern. Eine Absage des Besuches wäre wirklich
ausgesprochen schade. Die Bevölkerung im Libanon ist allerdings an Höhen und Tiefen
gewöhnt; die Menschen beten täglich für den Besuch, damit er Früchte des Friedens,
der gegenseitigen Vergebung, der Zusammenarbeit bringt. Er soll, wenn er denn stattfindet,
das libanesische Volk untereinander einen und alle Völker in der Region.“
Anfang
Juli hatte der Heilige Stuhl das Programm der Papstreise veröffentlicht. Offiziell
will man in Rom derzeit von einer möglichen Verschiebung der Visite nichts wissen;
allerdings „ist die Zukunft nicht in unserer Hand“, wie Vatikansprecher Federico Lombardi
Journalisten gegenüber formulierte. Dutzende von Syrern sind in den letzten Tagen
im Libanon entführt worden; damit antwortet eine schiitische Familie, die der Hisbollah
nahesteht, auf die Entführung eines ihrer Mitglieder in Syrien. Die Meldung von den
Entführungen erinnert viele Libanesen an die Wirren, die 1975 zum Bürgerkrieg führten.
Auch der maronitische Patriarch Bechara Boutros Rai äußert Sorge über ein
mögliches Übergreifen des syrischen Konfliks auf den Libanon. Gegenüber dem internationalen
Hilfswerk „Kirche in Not“ erläuterte Rai, die Libanesen seien in Befürworter und Gegner
des syrischen Regimes von Baschar al-Assad gespalten. Die Spannungen könnten sich
vor allem zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen im Libanon entladen.