Mit einem Bittgottesdienst am späten Donnerstagnachmittag in der Wiener russisch-orthodoxen
Kathedrale haben sich die Kirchenverantwortlichen nach der Wiener „Pussy Riot“-Aktion
um Deeskalation bemüht. Vier vermummte Gestalten hatten am Mittwochabend den Altarraum
der Kathedrale gestürmt und ihre Solidarität mit der Moskauer Frauen-Punkband Pussy
Riot bekundet. Wie die regierungskritischen Musikerinnen aus Russland trugen sie bunte
Gesichtsmasken und ließen sich im Altarraum mit einem Banner fotografieren. Sachschaden
entstand nicht. Durch die Aktion seien die Gefühle vieler Gläubigen verletzt worden,
so Erzdiakon Viktor Schilowsky von der russisch-orthodoxen Kirche in Wien. Der Sinn
des Gottesdienstes liege darin, den Herrn um eine „Befriedung“ der Situation zu bitten
und die „aufgebrachten Geister zu besänftigen“. Die Aktion der Vierer-Gruppe wurde
von Schilowsky heftig kritisiert. Unterstützung erhielt Schilowsky von Erich Leitenberger,
dem Pressesprecher des „Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich“ und der ökumenischen
Stiftung „Pro Oriente“. Leitenberger sagte in einer Stellungnahme gegenüber der Agentur
Kathpress am Rande des Bittgottesdienstes, dass der Altarraum einer christlichen Kirche
kein Ort für politische Manifestationen aller Art sein dürfe: „Das gilt in Wien ebenso
wie in Moskau und auch an jedem anderen Ort der Welt.“