2012-08-17 14:53:17

Misereor zur weltweiten Dürre: Kein Mais mehr in den Tank!


RealAudioMP3 Es sind zwei Dürren, die derzeit immer wieder neue Meldungen zum Hunger in der Welt produzieren: Millionen Menschen in der Sahel Zone sind bereits vom Hunger bedroht, die Dürre in den USA verschärft die Krise noch einmal durch den Druck, den steigende Lebensmittelpreise ausüben. Auf einen Teil des Problems wies in den vergangenen Tagen der deutsche Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel hin: Er sprach sich dafür aus, die Pflicht für Ölkonzerne, ihren Kraftstoffen Biomittel beizugeben, aufzugeben. Unterstützung findet Niebel unter anderem beim katholischen Hilfswerk Misereor; Benjamin Luig ist dort Referent für Agrarpolitik.

„Es würden nicht direkt Lebensmittel gespart, aber es würden mehr Lebensmittel angebaut werden und damit würden die Preise für Lebensmittel billiger. Zudem geht es nicht nur um die direkte Konkurrenz von Lebensmitteln, sondern es geht ganz zentral um den Boden, das fruchtbare Land, das immer knapper wird. Auch hier ist klar, das aktuell Investitionen in Agrartreibstoffe die Lebensmittelproduktion vom fruchtbaren Land verdrängt. Wenn man beispielsweise nach Afrika schaut, da gibt es zunehmend große Investitionen von ausländischen Investoren, und mehr als die Hälfte dieser Investitionen wird mit dem Ziel Agrartreibtoffe und nicht mit dem Ziel Anbau von Lebensmitteln getätigt.“

Das Problem betreffe dadurch nicht nur die USA und das dort hergestellte Bio-Ethanol, sondern auch die Dürregebiete Afrikas selber.

„Wenn die EU-Länder ihr Ziel aufrechterhalten wollen, dass sie bis zum Jahr 2020 10% des Sprits im Automobilverkehr auf Bioethanol- oder Biodiesel-Basis haben wollen, dann schaffen sie dadurch massive Anreize für Investoren aus der ganzen Welt, insbesondere aus Lateinamerika und auch aus Südostasien, es gibt solche Investitionen zunehmend auch aus Afrika. Sie sorgen für Anreize, so in Land zu investieren.“

Bislang wollte man der Dürre und den Umwelteinflüssen dahinter mit mehr Biotreibstoffen begegnen, diese Strategie will Bundesminister Niebel nun umkehren - mit der Unterstützung von Hilfswerken.

„Biokraftstoff ist sehr umstritten, und zunehmend wertet die Wissenschaft auch in der Breite den Klimanutzen von Bioenergie der ersten Generation – das sind diese Nahrungsmittel – sehr kritisch. Wenn man auch indirekte Wirkungen durch Landnutzungsänderung mit einkalkuliert, d.h. wenn auf einer Fläche, wo vorher Nahrungsmittel angebaut wurden, nun Agrartreibstoffe produziert werden, dann muss diese Nahrung dann woanderes produziert werden. Wenn man das mit einkalkuliert, dann haben viele der Produkte, vor allem Produkte, aus denen Biodiesel hergestellt wird, eine negative Umweltbilanz. Das heißt, sie sind klimaschädlicher als herkömmlicher Sprit!“

(rv 17.08.2012 ord)







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