2012-08-17 15:29:52

Kardinal Koch beklagt Antijudaismus in der Kirche


In der Kirche gibt es nach wie vor antijudaistische Tendenzen. Das sagte der Ökumenebeauftragte des Vatikan, Kardinal Kurt Koch, in einem Interview mit dem jüdischen Wochenmagazin Tacheles. Dies gelte nicht nur für die Traditionalisten, sondern auch für liberale Theologien - etwa wenn die Ablösung des Alten Testaments durch das Neue Testament behauptet werde, oder wenn gesagt werde, das Judentum sei eine Gesetzes-, das Christentum hingegen eine Liebesreligion.
Zu einer möglichen Wiederherstellung der Einheit mit der Piusbruderschaft konnte Koch noch nichts sagen. „Von päpstlicher Seite her ist eindeutig, dass ‚Nostra Aetate` in Kraft ist und seine Gültigkeit behält", betonte Koch zum Konzilsdokument, das die Juden als ältere Brüder der Christen bezeichnet und das von den Piusbrüdern abgelehnt wird. Und: „Man kann sich kaum als römisch-katholisch bezeichnen, wenn man ein ganzes Konzil ablehnt."
Kardinal Koch, der auch für den Dialog mit dem Judentum zuständig ist, widersprach dem Eindruck des Journalisten: Der Dialog mit dem Judentum habe sich unter Benedikt XVI. nicht verschlechtert. Im jüdisch-christlichen Dialog stehe nun eine Vertiefung des Erreichten an, besonders in theologischen Fragen. Auf die Frage, wie die Wiederzulassung der Karfreitagsfürbitte für die Juden mit ‚Nostra Aetate’ zusammen gehe, erklärte Koch, die Fürbitte sei kein Aufruf zur Mission, sondern eine eschatologische Bitte: Für das Ende der Zeiten werde um das Heil aller gebetet. 2007 hatte Papst Benedikt XVI. den vorkonziliaren Ritus wieder als ausserordentliche Form der Messe zugelassen und damit auch die Karfreitagsfürbitte für die Rettung der Juden. „Wie die bleibende Gültigkeit des Bundes zwischen Gott und Israel und die neue Gottesinitiative durch Jesus miteinander zu versöhnen sind, sollte in einer Formulierung zusammen gedacht werden können, in der sich beide Religionen heimisch fühlen." Das sei die wohl schwierigste Frage im jüdisch-christlichen Dialog.
Keine Rolle mehr für den Dialog spiele die Affäre um Richard Williamson, den Bischof der Piusbruderschaft, der wiederholt den Holocaust geleugnet hat.

(kap 17.08.2012 ord)








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