Syrien: „Ein Bruderkrieg, der Menschen und Seelen zerstört“
Mit selten eindringlichen Worten bittet der katholische Erzbischof von Aleppo alle
inneren und äußeren Mächte, an einer Verhandlungslösung für den Konflikt in Syrien
festzuhalten. Ein Konflikt, der vielen Beobachtern längst unkontrollierbar scheint;
an diesem Donnerstag ging auch die islamische Weltorganisation OIC auf Distanz zum
Assad-Regime. Sie beschloss bei einer Konferenz in Mekka mit großer Mehrheit, die
Mitgliedschaft Syriens auszusetzen. Der griechisch-melkitisch-katholische Erzbischof
von Aleppo, Jean-Clément Jeanbart, sagte unserem Sender:
„Ich bitte die
Christen in Europa und Amerika, die Regierungen, Barmherzigkeit zu haben mit der Bevölkerung
Syriens. Und alles Menschenmögliche zu tun, diesen Konflikt mit Verhandlungen zu lösen,
auf zivile menschliche Weise und mit Vernunft. Das hier ist ein Bruderkrieg, der Menschen
und Seelen zerstört. Setzen wir dem ein Ende! Das bitte ich nicht nur Europa und die
USA, sondern auch Russland, China und Iran. Jeder übt von seiner Seite Druck aus und
mischt sich in diesen Krieg ein. Ich flehe euch an, Abertausende Menschenleben zu
retten! Der Krieg bringt nicht Frieden, der Krieg bringt nicht Demokratie, der Krieg
bringt nur Tod und Verzweiflung.“
In Jeanbarts Bischofsstadt, dem umkämpften
Aleppo, haben die Kämpfe anscheinend eine neue Dimension erreicht: Kampfjets des Regimes
beschossen offenbar ein Krankenhaus. Auch im Regierungsviertel von Damaskus toben
unvermindert Kämpfe. Seit Beginn des Syrienkonflikts im März 2011 starben nach UNO-Schätzungen
mindestens 17 000 Menschen.
Die Entscheidung der islamischen Weltorganisation,
Syrien auszuschließen, wurde international mit Anerkennung zur Kenntnis genommen.
Der OIC gehören 57 islamische Staaten an, als stärkster gilt Saudi-Arabien, das die
IOC-Konferenz in seiner religiösen Hauptstadt Mekka ausrichtete. Auch der iranische
Präsident Mahmud Ahmadinedschad, der als engster Verbündete des Assad-Regimes in der
Region gilt, nahm daran teil.