„Man sollte sich jetzt zunächst einmal an die Anklageschriften halten“: Das sagt der
frühere Regent der Apostolischen Pönitentiarie, Bischof Gianfranco Girotti, zur Affäre
„Vatileaks“. Aus den am Montag veröffentlichten Papieren ergebe sich, dass es zwei
Angeklagte für den Dokumentendiebstahl im Vatikan gebe. Nichts verbiete allerdings
die „Vermutung, dass noch nicht alles geklärt ist und dass noch viele Aspekte einer
Erklärung harren“, so der Bischof. Wörtlich meinte er nach Angaben der italienischen
Tageszeitung „Repubblica“: „Wichtig wähe zu wissen, ob die zwei Angeklagen wirklich
allein gehandelt haben oder ob (Paolo) Gabriele (der frühere Kammerdiener des Papstes)
von jemandem angestiftet wurde.“ Die Justiz müsse jetzt ihre Arbeit tun, auch wenn
kein Urteil „die Bitterkeit und Enttäuschung löschen wird, die diese Angelegenheit
mit sich bringt“. Girotti arbeitete bis zum Juni dieses Jahres am obersten Kirchengericht
im Vatikan.
Der Anwalt des früheren Kammerdieners von Papst Benedikt versucht
derweil, Vorwürfe des Diebstahls teilweise zu entkräften. Gabriele habe nicht gewusst,
dass sich unter den entwendeten Dokumenten auch ein Scheck über 100.000 Euro befunden
habe, so der Verteidiger Carlo Fusco. Der Angeklagte hätte den auf Papst Benedikt
XVI. ausgestellten Scheck ohnehin nicht einlösen können. Nach Fuscos Aussage war Gabriele
auch über den Fund eines Goldstücks in seinem Haus „überrascht“. Es werde sich dabei
um eines der Objekte gehandelt haben, die sein Mandant nach Hause gebracht habe, um
es später an den Aufbewahrungsort aller Geschenke an den Papst zu bringen.
Der
46-jährige Ex-Butler kommt ab Herbst vor Gericht. Wegen der Weitergabe vertraulicher
Dokumente ist er des „schweren Diebstahls“ angeklagt. Am Montag veröffentlichte der
Vatikan die Anklageschrift des Staatsanwalts Nicola Picardi und das Urteil von Richter
Piero Antonio Bonnet.