Kurienkardinal Kurt Koch bedauert ein einseitiges Verständnis des Zweiten Vatikanischen
Konzils. Das Kapitel über die Berufung der Christen zur Heiligkeit sei in hiesigen
Breiten nicht besonders rezipiert worden, sagte der vatikanische Ökumene-Verantwortliche
am Dienstag in Köln. Dies stelle eine „offene Wunde in der Konzilsrezeption“ dar.
Die Kirchenversammlung von 1962-1965 hat laut Koch in Erinnerung gerufen, dass der
Christ aufgrund seiner Taufe zur Heiligung berufen sei. Diese Berufung zur Heiligkeit
sei nicht elitär und kein für den normalen Menschen unmögliches Ziel. Vielmehr gehe
es darum, dass der Christ in seinen weltlichen Bezügen wie Ehe, Familie und Arbeit
seinen ganz persönlichen Weg der Heiligkeit gehe. Koch betonte auch die ethische
Relevanz der Taufe. Aus ihr müsse eine Neuorientierung des ganzen Lebens in solidarischer
Gemeinschaft mit Jesus und der Kirche folgen. Dies schließe einen ethisch adäquaten
und sittlich einwandfreien Lebenswandel ein. Zudem seien Christen dazu berufen, den
Glauben weiterzugeben. Die Werbung für ihn geschehe aber nicht nur durch Papiere,
sondern durch ein überzeugendes christliches Leben. Koch sprach beim 43. Priestertreffen
der katholischen Gemeinschaft Opus Dei zum Thema „Taufberufung und Weltverantwortung.
50 Jahre II. Vatikanisches Konzil“.