2012-08-14 14:42:48

Warum Romney die katholische Karte zückt


RealAudioMP3 Wenn Mitt Romney im Herbst den Kampf ums Weiße Haus gewinnt, dann zieht auch ein Katholik mit ein: Paul Ryan, der voraussichtliche republikanische Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten. Ferdinand Oertel, unser Experte für die Kirche in den USA, sieht zwei Gründe dafür, dass Romney jetzt die katholische Karte zückt. Zum einen laufe der Wahlkampf des voraussichtlichen republikanischen Spitzenkandidaten für das Präsidentenamt im Moment nicht so richtig rund, da sei ein Knalleffekt nötig gewesen. Zum anderen schreibe eine US-Zeitschrift zu Recht:

„Mit der Berufung Ryans zielt er (Romney) auf die katholischen Stimmen, aber auch auf die Evangelikalen, denn die sind etwas skeptisch gegen ihn als Mormonen. Die Katholiken hingegen sind gespalten; auf die Konservativen dürfte Ryan besonders abzielen, weil er zu ihnen auch gerechnet wird.“

Kein Zufall ist es für Oertel, dass sich Ryan beim ersten Mal an Romneys Seite von seiner Familie umgeben präsentierte. Nach allem, was man wisse, sei der republikanische Nachwuchsstar mit Tea-Party-Ausstrahlung ein überzeugter Katholik.

„In seiner Heimat-Bistumszeitung hat der Generalvikar festgestellt, Ryans Glaube beeinflusse auch ganz sein politisches Leben. „Er glaubt, dass die Rechte des Menschen von Gott kommen und dass sie sich auf Gottes Rechte der Menschenwürde und das Naturrecht verlassen sollen.“ Der 42-jährige Ryan, der verheiratet ist und drei Kinder hat, ist auch in seiner Pfarrei sehr aktiv – und sogar Obama hat ihn als Familienmenschen gelobt! Aber eben nicht für seine politische Haltung.“

Die katholischen US-Bischöfe haben sich ausgerechnet im Wahljahr gegen US-Präsident Obamas Lieblingsprojekt positioniert: seine Gesundheitsreform. Gelten ihre heimlichen Sympathien nun Paul Ryan? Oertel rät zum Differenzieren:

„Zunächst ist es so, dass die Bischöfe die Gesundheitsreform grundsätzlich durchaus anerkennen; sie sind eben nur gegen das Mandat zur kostenlosen Verteilung von Verhütungsmitteln. Ryan will aber die Gesundheitsreform ganz abschaffen! Und er ist dafür bekannt, dass er zweimal einen sehr strengen Haushaltsplan eingebracht hat unter der Überschrift „Der Weg zum Wohlstand“: Und dafür hat er schon von den Bischöfen vor einem Jahr großen Widerspruch bekommen...“

Immerhin hat Oertel den Eindruck, „dass die religiöse Frage diesmal nicht eine so entscheidende Rolle spielen wird“. Der Wahlkampf konzentriere sich vor allem auf innenpolitische Probleme (wie Arbeitslosigkeit, Wohnungsfragen oder Gesundheitsabsicherungen) und auf die innere Sicherheit.

„Die Katholiken haben bei den letzten Wahlen mehrheitlich immer auf der Seite des Gewinners gestanden – aber auch das ist diesmal fraglich, und zwar, weil die Katholiken ziemlich gespalten sind. Zur konservativen Seite, die auch Ryan unterstützen würde, zählt man höchstens ein Drittel der Katholiken; die Mehrheit von 70 Prozent der US-Katholiken steht etwas abseits... Experten sagen darum voraus, dass der Wahlausgang sehr knapp sein wird.“

Romney könnte „eine Chance haben“, wenn der Katholik Ryan es schaffen sollte, viele katholische Stimmen im Mittleren Westen auf sich zu ziehen, so Oertel. „Vor allem im Bible Belt, der noch sehr konservativ ist.“ Doch wer auch immer die Wahl zum nächsten Präsidenten gewinne: Die Bischöfe werden es aus der Sicht des Experten sowohl mit einem Präsidenten Romney wie mit einem Präsidenten Obama schwer haben.

„Es gibt übrigens zwei neue Umfragen, die sagen, dass 54 Prozent der so genannten Sonntagschristen, die also regelmäßig sonntags in die Kirche gehen, eher für Romney stimmen – während die weniger und nicht Religiösen sich mit 61 Prozent für Obama ausgesprochen haben. Im „Sunday Visitor“, der katholischen Wochenzeitung, wird vorausgesagt, die Kandidaten würden nur knapp über 50 Prozent kommen und höchstens 53 Prozent erhalten – es werde also ein sehr enges Rennen.“


(rv 14.08.2012 sk)







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