Die Kirche im Südsudan
spielt eine herausragende Rolle bei der Vermeidung von Krieg mit dem Sudan. Das sagte
im Gespräch mit Radio Vatikan der Bischof von Yei im Südsudan, Erkolano Lodu Tombe.
Erst vor wenigen Tagen hatten die beiden verfeindeten Nachbarstaaten ihren Ölkonflikt
beigelegt, der sie an den Rand eines Krieges gebracht hatte. Der Südsudan verfügt
über reiche Ölvorkommen an der Grenze zum Sudan, die Pipelines aber gehören dem Sudan.
Beide Seiten vereinbarten nun, dass der Südsudan für die Nutzung der Ölleitungen bezahlen
wird. Der Konflikt hat auch einen religiösen Hintergrund: Der Sudan ist arabisch dominiert,
im Gegensatz zum christlichen und animistischen Südsudan, der sich vor einem Jahr
abgespalten hat und nun das jüngste Land der Welt ist, gleichzeitig eines der ärmsten.
In den vergangenen Monaten des Konflikts hatten Religionsführer auf beiden Seiten
immer wieder zu Mäßigung gemahnt. Bischof Erkolano Lodu Tombe:
„Unsere
Rolle als Hirten und als Kirche in dieser besonderen Ära unseres Landes ist wirklich,
für Frieden zu werben. Wir sagen den Leuten, dass sie Krieg vermeiden müssen. Sicher,
es gibt eine Reihe von Provokationen, aber im Krieg ist nichts zu gewinnen, wir haben
wirklich genug darunter gelitten. Und so sagen wir den Leuten, und auch der Regierung
in Juba, sie sollen nicht akzeptieren, sich in den Krieg hineinziehen zu lassen.“
Der
arabisch dominierte Nordsudan und die afrikanischen Stämme im Süden führten von 1983
bis 2005 einen blutigen Bürgerkrieg mit rund zwei Millionen Todesopfern. Das hat tiefe
Wunden hinterlassen, die noch lange brauchen werden, um zu verheilen, denkt der Bischof.
Selbst innerhalb des eigenen Landes ortet er Konfliktherde.
„Unsere Nation
ist traumatisiert von mehr als 21 Jahren Krieg, Hass und Kampf, inklusive Toten bei
uns selbst aufgrund innerer Konflikte. Dieses Trauma ist so tief verankert in den
Köpfen unserer Leute, dass da jetzt ein Geist der Rache vorhanden ist; und das ist
unchristlich. Unsere Rolle ist, den Leuten zu sagen, wie sie sich verhalten sollen:
Lasst ein wenig Fairness und Gerechtigkeit und Respekt vorhanden sein. Respekt für
das Leben, Respekt für Eigentum, Respekt für die Gemeingüter. Nicht nur die Regierung
ist aufgerufen, etwas zu tun, sondern jeder von uns muss seinen Beitrag leisten beim
Aufbau dieser neuen Nation.“ (rv 11.08.2012 gs)