2012-08-10 10:45:46

Sahel: 18 Millionen Menschen droht der Hungertod


RealAudioMP3 Ohne verstärkte Hilfe werden in den kommenden zwei bis drei Monaten unzählige Kinder in der afrikanischen Sahelzone an Hunger sterben. Davor warnt die Caritas-Katastrophenexpertin Sarah Ebner. Gegenüber der Agentur Kathpress spricht sie vom drohenden Hungertod von 18 Millionen Menschen in der Dürre der Sahelzone. Allein im Niger seien es über sechs Millionen. In manchen Regionen erreichten die Hilfsmaßnahmen gerade einmal die Hälfte aller unterernährten Kinder. Ebner koordiniert vor Ort in Niger mit lokalen Partnern die Nothilfe.

„Die Ursachen sind immer mehrere. Dieses Jahr kommt erschwerend die schlechte Ernte des vergangenen Jahres hinzu, von der sich die Menschen nicht haben erholen können. Der zweite Punkt ist die Dürreperiode und die damit verbundene exorbitante Steigerung der Lebensmittelpreise. Was speziell dieses Jahr noch dazu kommt, ist der Mali-Konflikt, wo aus den Nachbarländern Flüchtlingsströme ins Land kommen - und die belasten natürlich die ohnehin prekäre Lebensmittelsituation zusätzlich. Außerdem kommt in diesem Jahr die Libyen-Krise dazu und viele Rückkehrer nach Niger. In Niger sind es 200.000 Menschen gewesen, die von Libyen aus ihre Großfamilien ernährt haben. Das ist ein großer Wirtschaftsfaktor gewesen, und das ist alles weggebrochen.“

Die Caritas unterstützt in Niger u.a. eine Reihe von Ernährungszentren für Kinder unter fünf Jahren sowie für schwangere und stillende Mütter. Zusätzlich werden in den Zentren und Dörfern Lebensmittel verteilt. Auf dem Markt könnten sich die Menschen die wenigen noch vorhandenen Lebensmittel nicht mehr leisten. So seien beispielsweise in Niger die Preise für Hirse seit Jahresbeginn um das Zwei- bis Dreifache gestiegen, erläutert Ebner.

„Jetzt geht es ganz banal darum, dass Kinder nicht sterben. Für mich eines der gravierendsten und furchtbarsten Dinge, wenn man ein Kind vor sich hat von zwei Jahren und drei Kilo, dass einen mit stummen Augen anschaut; wenn Kinder lange unterernährt sind, schreien sie irgendwann nicht mehr. Die bleiben stumm. Man kommt also in einen Saal in einem Ernährungszentrum hinein und wird von dieser wirklich betäubenden Stille empfangen. Das ist ganz schwierig anzuschauen. Unerträglich, wenn man das vor Ort miterleben muss. Wir müssen das jetzt verhindern.“

Wenn alles gut gehe und die derzeitige Regenzeit gut verlaufe, dann könne die Krise in einigen Monaten einigermaßen überwunden sein. Im Oktober stehe die nächste Ernte an, und in manchen Regionen gebe es bereits Regen; in anderen aber auch noch nicht, berichtet Ebner. Derzeit könne man aber noch keine Prognosen stellen, so die Afrika-Expertin. Oft setze der Regen im August dann auch plötzlich aus.

„Es geht vor allem darum, die Nothilfe gemeinsam mit den lokalen Partnern vor Ort zu koordinieren und neue Nothilfemaßnahmen zu planen. Mit sieben Euro kann man bereits einem Menschenleben – bei uns ist der Fokus auf Kindern – das Überleben sichern, mit 25 Euro kann man sogar einer ganzen Familie Saatgut inklusive Werkzeug zur Verfügung stellen.“

Die aktuelle Regierung im Niger sei zwar sehr bemüht, gegen den Hunger anzukämpfen, und kooperiere auch mit den internationalen Hilfsorganisationen, allein es fehlten den Behörden genügend finanzielle Mittel, so Ebner. Nicht zuletzt sei Niger der zweitärmste Staat der Welt.

(kap 09.08.2012 ord)







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