„Ein Gebet für Frankreich“:
Dieses Projekt der französischen Bischöfe hat im In- und Ausland hohe Wellen geschlagen.
Schließlich kommt die Gebetsinitiative, zu der die Kirche am 15. August einlädt, nur
wenige Wochen nach dem Amtsantritt der sozialistischen Regierung von François Hollande
und nimmt – das ist den Medien natürlich sofort aufgefallen – auch einige von seinen
zentralen Wahlversprechen „ins Gebet“. Aber Bernard Podvin, der Sprecher der Französischen
Bischofskonferenz, weist im Interview mit Radio Vatikan darauf hin, dass das „Gebet
für Frankreich“ keineswegs beispiellos ist: So etwas habe es in der Kirchengeschichte
immer wieder gegeben. Und: Da werde für etwas gebetet, nicht gegen etwas oder jemanden.
„Wenn
die Bischöfe um Gebet bitten, dann steckt kein Kalkül dahinter. Allerdings spiegeln
die Gebetsanliegen eine gewisse Sorge wider; in einem Moment, in dem wirklich wichtige
Entscheidungen anstehen, schlagen sie das Gebet um die Gabe der Unterscheidung vor,
damit gute Entscheidungen getroffen werden.“
Das hört sich dann beispielsweise
so an: „Für alle, die vor kurzem gewählt worden sind, um Gesetze zu erlassen und zu
regieren. Möge ihr Sinn fürs Gemeinwohl der Gesellschaft stärker sein als Einzelinteressen,
und mögen sie die Kraft haben, der Stimme ihres Gewissens zu folgen.“ Gebetet wird
an Mariä Himmelfahrt auch „für die Familien, dass ihre legitimen Erwartungen auf Unterstützung
durch die Gesellschaft nicht enttäuscht werden“.
„Wir wollen vor allem keine
Polemik! Wenn es um den Menschen geht und um derart schwerwiegende Themen, dann sollte
man wirklich jede Polemik vermeiden. Die Bischöfe wollen auf die Gefahren hinweisen,
denen sich die Gesellschaft gegenübersieht. Ich möchte betonen, dass - abgesehen von
den angekündigten gesellschaftlichen Reformen, die uns durchaus beunruhigen - vor
allem für sämtliche Opfer der Krise gebetet wird.“
Bei den „gesellschaftlichen
Reformen“, von denen der Bischof mit Sorge spricht, geht es zum einen um den Plan
von Premierminister Jean-Marc Ayrault, bis Mitte nächsten Jahres die Ehe zwischen
zwei Partnern desselben Geschlechts zu erlauben. In einer Rede vor dem Parlament hatte
Ayrault für solche Paare auch das Recht auf Adoption von Kindern angekündigt. Selbst
die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ sah vor ein paar Tagen die Gebetsinitiative
der Bischöfe als eine „Antwort auf das Gesetzesprojekt“ von Ayrault. Zum anderen hat
Präsident Hollande einen Diskussionsprozess zum Thema Lebensende angestoßen. Das Wort
„Euthanasie“ hat er dabei zwar nicht ausgesprochen, aber genau dahin zielen die Befürchtungen
der Bischöfe. Podvin:
„Natürlich sind wir besonders besorgt, was die Themen
Lebensende und Familie betrifft. Diese Sorge verstecken wir ja auch nicht, sie treibt
uns sehr um. Darum wird im Herzen des Textes für den 15. August darum gebetet, dass
die Reformen in der Gesellschaft, vor allem beim Lebensende, mit Respekt vor dem Menschen,
mit Respekt vor dem Leben und mit Respekt vor den Schwächsten geschehen. Das ist ein
Appell, der von Herzen kommt, aber so umfassend wie möglich sein will.“