Zwischen der neuen sozialistischen Regierung und der Kirche zeichnet sich der erste
Konflikt ab. Dabei geht es um den Plan von Premierminister Jean-Marc Ayrault, bis
Mitte nächsten Jahres die Ehe zwischen zwei Partnern desselben Geschlechts zu erlauben.
In einer Rede vor dem Parlament hatte Ayrault für solche Paare auch das Recht auf
Adoption von Kindern angekündigt. Die Französische Bischofskonferenz ruft angesichts
dieses Vorhabens für den 15. August, Fest Mariä Himmelfahrt, zu einem „Gebet für Frankreich“
auf. In dem Text wird dafür gebetet, dass bei den Regierenden „der Sinn fürs Gemeinwohl
den Sieg über Gruppeninteressen davontragen möge“. Das deutet die Vatikanzeitung „Osservatore
Romano“ in einem Bericht in ihrer Sonntagsausgabe als „Antwort auf das Gesetzesprojekt“
von Ayrault. Die Vatikanzeitung erinnert auch an Worte des Pariser Kardinal André
Vingt-Trois nach einem Treffen mit dem neuen Präsidenten Francois Hollande. Danach
sei die Ehe „nicht eine Anerkennung für die Echtheit von Gefühlen zweier Menschen,
die sich lieben, sondern eine soziale Institution, um der Erziehung von Kindern am
besten zu dienen“.