2012-08-02 12:48:57

Kongo: „Marsch der Hoffnung“


RealAudioMP3 Tausende von Menschen haben am Mittwoch im Kongo für ein Ende der Gewalt im Ostteil des Landes demonstriert. In der Provinz Nord-Kivu an der Grenze zu Uganda und Ruanda sind seit vier Monaten über 400.000 Menschen auf der Flucht vor einer Tutsi-Rebellengruppe. Am Mittwoch früh, so berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, „strömten Kirchgänger landesweit aus den Kirchen auf die Straßen und schwenkten Transparente, in denen sie zu Frieden und Einheit im Kongo aufriefen“. Pater Léonard Santedi ist Sekretär der kongolesischen Bischofskonferenz, die zu den Protesten aufgerufen hatte.

„Wir haben dieses Land nur als Erbe übernommen, und das Territorium der Demokratischen Republik Kongo ist völkerrechtlich von Anfang an klar festgelegt. Wir sind ein einziges Volk, und wenn es also in einem Landesteil Krieg gibt, dann hat sich die ganze Bevölkerung dafür zu interessieren! Es geht hier um die Einheit des Landes und um den Respekt vor den völkerrechtlich anerkannten Grenzen der Demokratischen Republik Kongo.“

Ein Land ist der Kongo durchaus – aber ein Land mit siebzig Millionen Menschen, die zu ungefähr vierhundert verschiedenen ethnischen Gruppen gehören. Und ein Land mit schwierigen Nachbarn: Vor allem Ruanda wird (unlängst sogar in einem UNO-Bericht) verdächtigt, die Rebellen in Nord-Kivu zu unterstützen. Das sei doch, so ließ sich vor ein paar Tagen Kongos Präsident Joseph Kabila vernehmen, „ein offenes Geheimnis“. Nord-Kivu ist reich an Bodenschätzen, so etwas weckt Begehrlichkeiten.

„Wir sagen Nein zur Gewalt, zur Balkanisierung des Kongo und zur Ausplünderung unserer Bodenschätze“, sagte ein Teilnehmer des größten Protestmarsches in Kongos Hauptstadt Kinshasa. Drei Tage lang hatten Kongos Katholiken, von Sonntag an, um Frieden im Land gebetet. Ihre Demonstration vom Mittwoch glich in vielen Punkten einer liturgischen Prozession:

„Die Gläubigen haben sich zunächst an vereinbarten Stellen getroffen, das waren vor allem Kirchen. Dann setzten sie sich singend und Gebete rezitierend in Bewegung. Am Ziel gab es dann ein Gebet, eine Minute des Schweigens, dann den Friedensgruß und schließlich für alle einen Schlußsegen. Es wurde auch eine Kollekte gehalten, deren Erlös für Opfer dieses Krieges bestimmt ist.“

Protestmärsche gab es auch in der im Süden gelegenen Stadt Lubumbashi sowie in Bukavu: Diese Stadt liegt in Süd-Kivu und hat ebenfalls ein Problem mit bewaffneten Milizen. In Goma hingegen, der Hauptstadt des Nord-Kivu, wurde die Demonstration aus Sicherheitsgründen abgesagt; die Rebellen stehen nach Berichten von Nachrichtenagenturen vor den Toren der Stadt. „Unser Land wird von Ruanda bedroht, und zum ersten Mal hat auch unsere Regierung das verstanden – darum haben sie uns unsere Demonstrationen erlaubt“, sagte ein Teilnehmer des Marsches von Kinshasa zur Nachrichtenagentur Reuter.
Tatsächlich ist Kongos Regierung dafür bekannt, nicht viel von Demonstrationen zu halten; nach Kabilas Wiederwahl ins Präsidentenamt letzten November verbot sie Demonstrationen, bei denen die Kirche gegen Pfusch und Manipulationen bei der Wahl protestieren wollte. Aber die Kirche wird sich nicht mundtot machen lassen, so Pater Santedi, der auf das beeindruckende Netzwerk von Kongos Bischöfen verweist:
„Wir haben als Präsidium der Bischofskonferenz Kontakte zur Europäischen Union und zu den Vertretern verschiedener Länder. Diese Kontakte werden wir noch weiter ausbauen, um die internationalen Einrichtungen für die heikle Lage im Kongo zu sensibilisieren. Wir werden uns auch an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wenden und an den UNO-Generalsekretär sowie an die Regierungen einiger befreundeter Länder!“
(rv 02.08.2012 sk)







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