Kirchen Russlands und Polens unterzeichnen Aufruf zur Versöhnung
Die katholische polnische
Bischofskonferenz und die russisch-orthodoxe Kirche werden Mitte August eine Gemeinsame
Botschaft unterzeichnen. Dieser Akt soll „ein Meilenstein der Versöhnung“ zwischen
den Völkern und Kirchen beider Ländern sein. Das hat der Lubliner Erzbischof Stanislaw
Budzik gegenüber der österreichischen Presseagentur „Kathpress“ betont. In dem Dokument
würden Polen und Russen aufgerufen, einander das in der Geschichte gegenseitig zugefügte
Leid zu vergeben und einen „ehrlichen Weg der Versöhnung“ zu beginnen, sagte Budzik.
Er gehört dem aus je drei polnischen katholischen und russisch-orthodoxen Geistlichen
zusammengesetzten Verhandlungsausschuss an, der die Erklärung ausgearbeitet hat.
Die
Botschaft sei der Beitrag der Kirchen zur Versöhnung der Völker, sagte Budzik. Politiker
auf beiden Seiten erwarteten mit großer Hoffnung die Erklärung und die Hilfe der Kirche,
damit sich im Bewusstsein der Menschen etwas ändere. „Wir wollen in eine friedliche
Zukunft weisen, in der christliche Werte wie Frieden, Einheit und Versöhnung ihren
Platz haben“, so der Erzbischof von Lublin. Der gemeinsame Glaube an das Evangelium
verpflichte die Kirchen zur Förderung von Einheit und Versöhnung.
Der genaue
Inhalt der Erklärung, an der drei Jahre lang gearbeitete wurde, soll erst kurz vor
der Unterzeichnung durch den Moskauer Patriarchen Kyrill I. und den Vorsitzenden der
Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik, bei einem Festakt am 17.
August im Warschauer Königsschloss veröffentlicht werden. Es ist die erste gemeinsame
Botschaft der beiden Kirchen in der Geschichte.
Die Beziehungen zwischen Polen
und Russland sind unter anderem wegen der Rolle der Sowjetunion zu Beginn des Zweiten
Weltkriegs und der Ermordung polnischer Kriegsgefangener bis heute belastet. Moskau
wiederum macht Warschau für den Tod Tausender sowjetischer Kriegsgefangener während
des polnisch-sowjetischen Kriegs Anfang der 1920er Jahre verantwortlich.
„Schuld
und Verwundungen auf beiden Seiten“ Es gebe Schuld und Verwundungen auf
beiden Seiten, sagte Erzbischof Budzik. Er erinnerte daran, dass sich selbst Historiker
beider Länder in einigen Punkten der Geschichte uneinig seien: „Es ist noch ein langer
Prozess, das Licht auf beide Seiten zu werfen.“ Die gemeinsame Erklärung der Kirchen
werde daher auch nicht auf Einzelheiten der polnisch-russischen Geschichte eingehen. Die
Botschaft sei „erst der Beginn eines Weges“, betonte Buzik. Einer ihrer zentralen
Punkte widme sich der Benennung von Themenbereichen, in denen Christen heute gemeinsame
Aufgaben in Europa haben: „Das Christentum muss heute mit einer Stimme sprechen, damit
die Werte des Evangeliums uns die Wege zu Frieden und Zusammenarbeit zeigen.“
Die
Unterzeichnung der Erklärung erfolgt im Rahmen eines Polen-Besuchs des Moskauer Patriarchen
vom 16. bis 19. August. Es wird Kyrills erster Besuch als Patriarch in einem katholisch
geprägten Land.