Ein Bericht der US-Regierung
stellt in vielen Ländern ernste Mängel beim Schutz der Religionsfreiheit fest. In
China habe sich die Situation im vergangenen Jahr merklich verschlechtert. In mindestens
zwölf Fällen seien staatliche Repressionen für Selbstverbrennungen tibetischer Mönche
mitverantwortlich, heißt es im Jahresbericht des Außenministeriums zur weltweiten
Religionsfreiheit. Außenministerin Hillary Clinton sagte bei der Vorstellung des Berichts
am Montag (Ortszeit) in Washington, die Verteidigung des Rechts auf Glaubensausübung
habe „diplomatische Priorität“. Dafür trete ihre Regierung „für alle Menschen, überall“
ein. Wörtlich sagte sie:
„Religionsfreiheit ist in besonderem Maße wichtig,
denn wenn wir die Situation weltweit betrachten und fragen, ob Religionsfreiheit zunimmt
oder abnimmt, dann ist die Antwort ernüchternd. Mehr als eine Milliarde Menschen leben
unter Regierungen, die die Religionsfreiheit systematisch unterdrücken. Die neuen
Technologien geben diesen Regierungen zusätzliche Instrumente, um bestimmte Bürger
in der Ausübung ihrer Religion zu unterdrücken.“
Besonders schlechte Bewertungen
erhalten Iran und Nordkorea als „chronische Verletzer der Religionsfreiheit“. Hillary
Clinton:
„Sogar Länder, die sich um die Ausweitung von politischer Freiheit
bemühen, bleiben in kompletter Stagnation, wenn es um Religionsfreiheit geht. Das
heißt, wenn wir speziell von diesem Menschenrecht sprechen, das eine Grundbedingung
für stabile, sicherere und friedvolle Gesellschaften darstellt, dann macht die Welt
Rückschritte.“
Mit Blick auf Christen erwähnt der Bericht besonders die
Lage der Kopten in Ägypten. Trotz eines Antidiskriminierungsgesetzes der Übergangsregierung
hätten religiöse Spannungen zugenommen.
„Reden wir beispielsweise über
ein Land wie Ägypten, das ich erst vor zwei Wochen besucht habe. Ich hatte dort eine
sehr emotionale und persönliche Unterhaltung mit einigen Christen, die große Angst
davor haben, wie es ihnen in Zukunft in ihrem Land ergehen wird. Was Ägypten und andere
Länder entscheiden, wird einen grundsätzlichen Einfluss auf das Leben ihrer Menschen
haben. Und es wird noch ein langer Weg sein, bis wir erkennen, ob diese Länder tatsächlich
in der Lage sind, wahre Demokratie aufzubauen.“
Einige Länder nutzten Anti-Blasphemie-Gesetze
zur Unterdrückung Andersgläubiger, so der Bericht. Als Beispiel nennt er die pakistanische
Christin Asia Bibi, die weiterhin im Gefängnis auf ein Berufungsverfahren gegen ihr
Todesurteil von 2010 wartet. Saudi-Arabien wird wegen seines Vorgehens gegen die schiitische
Minderheit kritisiert. Indonesien inhaftiere sowohl Christen als auch Anhänger der
islamischen Ahmadiyya wegen angeblicher Beleidigung des Islam und dulde religiöse
Gewalt.
Antisemitismus Besorgt äußert sich die US-Regierung
über ein Erstarken des Antisemitismus. Dazu zählten die Leugnung, Verherrlichung oder
Relativierung des Holocaust, aber auch nationalistische Tendenzen. Teilweise gehe
die Kritik an Israels Politik mit offenem Antisemitismus einher. Verbreitet sind dem
Dossier nach auch traditionelle Ausdrucksformen von Judenfeindlichkeit wie Verschwörungstheorien,
Schändungen jüdischer Stätten und Verunglimpfung von Juden.