Zum nationalen Feiertag
haben die Schweizer Bischöfe in einer Botschaft auf die derzeitige Finanzkrise hingewiesen.
Die internationalen Finanzmärkte haben ein Eigenleben angenommen und sich von den
Bedürfnissen der Wirtschaft abgekoppelt. Geld verkomme immer mehr zum Selbstzweck.
Der St. Galler Bischof Markus Büchel verfasste die Bischöfliche Botschaft zum 1. August
im Auftrag der Schweizerischen Bischofskonferenz.
„Wer investiert und gewinnt,
aber dabei das Unglück anderer Menschen in Kauf nimmt, handelt verantwortungslos.
Ohne Vertrauen funktioniert ein Finanzsystem nicht. Bei all den Nachrichten von Finanzkrise,
Währungskrise oder Weltwirtschaftskrise mache ich mir Sorgen: Mein Vertrauen in unser
Finanz- und Wirtschaftssystem ist angekratzt.“
Die Finanzmärkte schienen
die Menschen im Griff zu haben anstatt umgekehrt, so der Bischof von St. Gallen, übrigens
eine Stadt, mit einer der bedeutendsten Wirtschaftsuniversitäten der Schweiz und Europas.
„Wer
Geld investiert, trägt Verantwortung. Dazu gehört, nicht zu riskante Geschäfte einzugehen.
Aber nicht nur Banker, sondern auch jeder Einzelne trägt Verantwortung dafür, dass
er nicht über seinen Verhältnissen lebt und damit in eine Schuldenspirale gerät. Genug
haben können ist eine Kunst, die wir neu einüben müssen.“
Die bischöfliche
Wirtschaftskritik aus christlicher Sicht erhielt Schelte, aber auch viel Zustimmung
aus Wirtschaft und Politik. Doch nicht alle Schweizer Bistümer haben die Botschaft
veröffentlicht. Auf den Internetseiten der Bistümer Chur und Sitten sucht man die
bischöfliche Botschaft zum 1. August beispielsweise vergebens. „Es gibt keine Verpflichtung,
die Botschaft der Schweizer Bischöfe zum Nationalfeiertag auf den Bistumsseiten zu
veröffentlichen“, betonte Giuseppe Gracia, Beauftragter für Medien und Kommunikation
im Bistum Chur, am Dienstag auf Anfrage der Presseagentur „Kipa“. Es handle sich um
eine Bitte, aber der jeweilige Diözesanbischof behalte die volle Souveränität. Auf
der Internetseite des Bistums Chur ist stattdessen ein Zitat Papst Benedikts XVI.
aus einer Ansprache an Brasiliens Bischöfe von 2009 zu lesen: „Einige kirchliche Verantwortliche
haben in Antwort auf die Erwartungen der öffentlichen Meinung in ethische Debatten
eingegriffen; sie haben es aber unterlassen, von bestimmten Grundwahrheiten des Glaubens
zu sprechen, wie der Sünde, der Gnade, dem theologalen Leben und den Letzten Dingen
(...).“