Der frühere päpstliche Kammerdiener Paolo Gabriele leidet nach den Worten seines Anwalts
und ist reumütig. „Paolo wollte dem Papst helfen. Er hat in gutem Glauben geirrt“,
sagte der Jurist Carlo Fusco der italienischen Illustrierten „Oggi“ am Dienstag. Gabriele
steht als Hauptverdächtiger in der „Vatileaks“-Affäre im Visier vatikanischer Ermittler.
Sein Anwalt sagte, er rechne am 6. oder 7. August mit der Entscheidung, ob gegen Gabriele
ein Verfahren wegen Diebstahls interner Dokumente eröffnet werde. Gabriele habe alleine
gehandelt und dem Papst inzwischen einen persönlichen Brief geschrieben, sagte der
Anwalt. Er, Fusco, wisse aber nicht, ob Benedikt XVI. ihm geantwortet habe. Während
der 60 Tage Untersuchungshaft habe sein Mandant „gebetet, jeden Sonntag mit der Frau
und den Kindern die Messe besucht, einmal auch mit seinen Eltern“. Ansonsten habe
er in seiner Zelle keine Auffälligkeiten gezeigt, lediglich an Gewicht etwas zugelegt.
Der sich inzwischen im Hausarrest befindliche Kammerdiener ertrage es nicht, von den
italienischen Medien „corvo“ (Rabe) genannt zu werden. Er empfinde die Bezeichnung
als „schrecklich“, auch der Ehefrau sei dies unangenehm, sagte Fusco der Zeitschrift.
Die Gattin trage die Situation mit Fassung. „Alle im Vatikan fühlen sich ihr nahe.“
Für die drei Kinder - ein Mädchen (13) und zwei Jungen (6 und 14) - sei es keine leichte
Zeit. „Aber sie haben gut reagiert, die sind intelligent und lebhaft“, sagte der Anwalt.