Olympiapfarrer warnt vor Aushöhlung olympischer Werte
Die Bewahrung des
olympischen Gedankens bleibt eine große Herausforderung für die olympische Bewegung.
Vor Doping und Kommerz müsse man auf der Hut sein, sagte der katholische Olympiapfarrer
Hans-Gerd Schütt einen Tag vor der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele von London
im Münchner Kirchenradio. Die Verantwortlichen müssten aufpassen, dass Olympia nicht
nach außen zwar schön wirkt, nach innen aber „sehr schnell hohl wird“. Schütt äußerte
sich mit Blick auf die jüngsten Aussagen von Degen-Fechterin Imke Duplitzer. Die Olympiateilnehmerin
hatte die Olympischen Spiele unter anderem als „eine Verkaufsshow mit angeschlossener
Rummelbude“ bezeichnet.
Der kommerzialisierte Hochleistungssport sei generell
nur sehr schwer mit den olympischen Traditionen in Einklang zu bringen, so Schütt.
Es könne nicht ausbleiben, dass dabei Werte wie Völkerverständigung und das sportliche
Miteinander in den Hintergrund rücken. Als Olympiaseelsorger werde er von den Sportlerinnen
und Sportlern öfters auf die Problematik angesprochen; die Probleme seien allen Sportpfarrern
bekannt, und man diskutiere mit den Sportlern darüber.
Hintergrund Die
Olympischen Spiele werden am Freitagabend mit einer rund 35 Millionen Euro teuren
Show eröffnet. Die katholische und die evangelische Kirche engagieren sich schon zum
zehnten Mal gemeinsam bei Olympia. Am Samstag feiern katholische Sportler und Gläubige
aus aller Welt in der Westminster-Kathedrale in der britischen Hauptstadt eine „Olympia“-Messe.
Zu ihr hat neben den Leitern der beiden Londoner Erzdiözesen, Erzbischof Vincent Nichols
von Westminster und Erzbischof Peter Smith von Southwark, auch Vatikanbotschafter
Antonio Mennini sein Kommen angekündigt. Der Koordinator für die Olympia-Aktivitäten
der katholischen Kirche, James Parker, bedauert, dass manche Katholiken die Beziehung
zwischen Spiritualität und Sport unterschätzten. Er sehe jedoch eine Veränderung,
sagte er Radio Vatikan: „Man hat in der Kirche wahrgenommen, dass die Spiele eine
großartige Gelegenheit sind, Gemeinschaften des Frieden zu bauen.“
Auch zum
Start der Paralympics für Sportler mit Behinderungen ist für den 8. September ein
Gottesdienst in der St.-Georg-Kathedrale im Londoner Stadtteil Southwark geplant.
Die katholische Kirche in Großbritannien hat ein eigenes Büro zur Koordinierung ihrer
Aktivitäten im Rahmen der Olympischen und Paralympischen Spiele eingerichtet. So wird
es unweit des Olympiaparks ein „Joshua Camp“ mit rund 600 jungen Freiwilligen geben,
die verschiedene kirchliche Aktivitäten und Projekte am Rande der Wettkämpfe unterstützen.
Am Freitag, dem Tag der Eröffnungsfeier, schließt sich die Kirche einer landesweiten
Glocken-Aktion des Künstlers Martin Creed an. Um 8.12 Uhr sollen Privatleute und Institutionen
am 27. Juli Turm-, Schiffs- und Tischglocken drei Minuten lang läuten lassen. In der
Westminster-Kathedrale und der St. Francis Church im Olympia-Stadtteil Stratford werden
Begegnungszentren eingerichtet, die täglich für Athleten, Funktionäre, Zuschauer und
Touristen offen stehen. Die Jugendlichen aus dem „Joshua Camp“ helfen auch bei Straßenmissionen
der Londoner Pfarreien oder bei kulturellen Angeboten mit.