Italienische Arbeitministerin über Papst-Enzyklika
Die Sozialenzyklika
„Caritas in veritate“ beschäftigt auch die italienische Arbeitsministerin. Das Land,
in dem Zitronen blühn, leidet derzeit stark an den Folgen der Eurokrise. In dieser
Lage kann die katholische Soziallehre Orientierung bieten. Einen Berührungspunkt zwischen
der Theologie Papst Benedikts und der italienischen Politik der Übergangsregierung
Monti sieht Arbeitsministerin Elsa Fornero in der Definition dessen, was Arbeit überhaupt
ist.
„Arbeit galt früher quasi als erduldete Bedingung, um einen Lohn zu
erhalten. Da hat ein Umdenken stattgefunden hin zu der Auffassung von Arbeit als Selbstbestätigung,
als Bestätigung der eigenen Lebensumstände und der eigenen Würde.“
Dieses
Verständnis von Arbeit sei auch das Leitbild für ihre Strategie, den Arbeitsmarkt
in Italien zu verbessern, erklärte Elsa Fornero. Die Arbeitsministerin trägt den rigiden
Sparkurs der Regierung mit und muss dafür viel Kritik einstecken. Bei der Konferenz
Dienstagabend verdeutlichte sie, wie sehr sie versuche, bei ihrer Arbeitspolitik gezielt
auf Frauen und Jugendliche zu setzen. In der Vergangenheit habe Italien viel zu wenig
für künftige Generationen getan und die Würde der Arbeit sei komplett aus dem Gesichtsfeld
geraten, sagte Fornero unter Anspielung auf die Vorgängerregierung Berlusconi.
„Wenn
wir ein tugendhafteres Verhalten anstreben, das sich mehr an der Soziallehre und überhaupt
der Lehre der Kirche orientiert, dann glaube ich, dass diese Regierung ihre Arbeit
getan hat.“
Bei der Schaffung einer neuen Arbeitskultur seien die Bedeutungen
von Ethik und Wahrheit unerlässlich, sagte Italiens Sozialbischof Arrigo Miglio. Er
dachte auch laut darüber nach, inwiefern Gebet als Arbeit zu verstehen sei – quasi
in anlehnung an das alte benediktinische Gebot „Arbeite und bete“.
„Wer
arbeitet, der betet, so sagt man häufig in meiner Heimat. Und oft war das auch eine
gute Entschuldigung, um nie zu beten. Also hab ich mich gefragt: Wer betet, der arbeitet?
Das ist eine gute Frage, auf die uns die letzte Seite der Caritas in veritate, wo
uns der Papst nicht nur sagt, dass der der betet auch arbeitet. Er sagt auch, dass
die Entwicklung Christen braucht, die mit offenen Armen Gott im Gebet begegnen. Christen
die von der Gewissheit geleitet sind, dass die Liebe und die Wahrheit, aus denen die
eigentliche Entwicklung entspringt, nicht von uns geschaffen wird, sondern uns geschenkt
wird.“