Als vor 30 Jahren
im August 1982, an Goethes Geburtstag, in der Paulskirche der Goethepreis der Stadt
Frankfurt an den Schriftsteller Ernst Jünger verliehen wurde, standen draußen Demonstranten,
und drinnen bleiben Stuhlreihen unbesetzt. Ernst Jünger war als Preisträger umstritten.
Warum? Manchen galten seine Frühwerke als ideologische Wegbereiter des Nationalsozialismus,
andere verherrlichten Ernst Jünger als den großen Schriftsteller eines ganzen Jahrhunderts.
Eines Jahrhunderts der Revolutionen, Weltkriege und ideologischen Kämpfe, das Jünger
als Akteur und Beobachter wie kein anderer widerspiegelte. Wieder andere nannten Jünger
ohne Umschweife „den letzten aus der großen Reihe Thomas Mann, Franz Kafka, Gottfried
Benn und Bertolt Brecht“. Der Autor unzeitgemäßer Gedanken und antibürgerlicher Gefühle,
der Naturbetrachter und Sammler von Steinen und Käfern hat immer Wert darauf gelegt,
sich von niemandem vereinnahmen zu lassen. Persönliche Angriffe konnten ihn nicht
erschüttern. Als man ihm nach dem Zweiten Weltkrieg Kriegsverherrlichung, militanten
Nationalismus und Antisemitismus vorhielt, ließ er sich vor kein ideologisches Tribunal
zerren. Er verwies hingegen auf seine Schrift „Der Friede“ aus dem Jahr 1942, seine
belegbare Verachtung Hitlers und der Nazis. Seine überragende Rolle wird heute von
allen wichtigen Medien anerkannt. Den Anfechtungen unseres Jahrhunderts hielt er stand.
Er
war eben ein Schriftsteller jenseits von Gut und Böse.
Ernst Jünger, der von
der „Freundschaft mit dem Tode“ sprechen konnte, war sich sicher: Jenseits der Zeitmauer
warte die Rückkehr zum Ursprung auf ihn. Auf diese Erfahrung sei er neugierig.
Ernst
Jünger wurde 1895 in Heidelberg geboren und starb 1998 in Riedlingen im Alter von
103 Jahren. Es ist interessant, sich am 30. Jahrestag der Verleihung des Goethepreises
an Ernst Jünger nochmals den Festakt vor Augen zu halten: Verliehen wurde der Preis
vom damaligen Oberbürgermeister Frankfurts Walter Wallmann. In seiner Eröffnungsrede
verteidigt dieser die Entscheidung der Stadt für Jünger als Preisträger. Und in seiner
Dankesrede spricht der Preisträger Ernst Jünger über die Rolle des Schriftstellers
in der Gesellschaft, sowie die Bedeutung des Lesers und des Kritikers. Beides hören
Sie in den wichtigsten Ausschnitten, die Sie in unserem Audioangebot – durch Klicken
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