2012-07-21 14:49:12

Katholische Kirche im indischen Patna hat Bärenkräfte"


RealAudioMP3 Auch unter schwierigen Bedingungen kann eine christliche Minderheit eine Gesellschaft verbessern. Das hat jetzt der Erzbischof der nordindischen Erzdiözese Patna, William D'Souza, in einem Interview mit kathpress verdeutlicht. Der Geistliche war aus Anlass der „Fachtagung Weltkirche“ im oberösterreichischen Stift Lambach zu Gast und hatte Erstaunliches zu berichten: In einer der ärmsten Regionen des indischen Bundesstaates Bihar, in der fast die Hälfte aller Menschen unter der Armutsgrenze lebt und nur rund ein Drittel von ihnen lesen und schreiben kann, ist es der katholischen Kirche gelungen, in der Gesellschaft die Weichen für eine bessere Zukunft zu stellen. Dabei leben in Patna unter 25 Millionen Einwohnern insgesamt nur 60.000 Katholiken:

„Der Einfluss dieser kleinen Kirche auf Ebene des Bundesstaates ist enorm, was Ausbildung, Gesundheitsvorsorge, soziale Transformation, soziale Gerechtigkeit und die Menschenrechte betrifft – das ist wirklich ein enormer Beitrag!“

Der katholischen Kirche liege es am Herzen, benachteiligten Menschen aus allen Religionen Chancen für einen sozialen Aufstieg zu ermöglichen. Die vom Wirken von Jesuitenmissionaren geprägte katholische Kirche in Bihar hat in den vergangenen Jahrzehnten alleine im Bildungsbereich vier Colleges, mehr als 200 Schulen und zahlreiche Ausbildungszentren für Jugendliche errichtet. Dazu Erzbischof D’Souza:

„Wir bringen die jungen Menschen in die Schulen. Das Resultat ist, dass sie später Jobs als Bankangestellte, Lehrer oder Eisenbahner bekommen, es gibt eine soziale Transformation von untern, die unsere Kirche ankurbelt.“

Vor allem die Lage der so genannten „Dalit“, der „Unberührbaren“ im indischen Kastendenken, habe sich dadurch sehr verbessert, so Erzbischof D'Souza. Offiziell gebe es zwar keine Kaste der Unberührbaren mehr, in der Realität lebten diese Menschen aber „am Rande der Gesellschaft, weil sie keinen Zugang zu Bildung oder staatlichen Wohlfahrtsprogrammen haben“.

Unerlässlich auch im interreligiösen Dialog

Eine führende Rolle nimmt die katholische Kirche laut Erzbischof D'Souza auch bei der Wahrung des interreligiösen Friedens in Patna ein. In Bihar herrsche - auch dank der Regionalregierung, wie D'Souza betonte - derzeit Frieden. Religionsvertreter besuchten einander immer wieder gegenseitig bei religiösen Festen. Dennoch sei die Wahrung der religiösen Harmonie in der Bevölkerung eine der größten Herausforderungen.

„Wir haben aus den Ereignissen in Kandhamal gelernt“, so der Erzbischof mit Verweis auf die immer wieder aufflammenden religiösen Konflikte im indischen Bundesstaat Orissa. In Patna trifft sich seither einmal pro Monat ein 22-köpfiges Gremium von Politikern und Religionsvertretern zum Gespräch. Das Gremium versuche, kritische Situationen sofort zu entschärfen: „Schon eine kleine Gruppe reicht aus, um den ganzen Frieden zu stören“.

Die sozialen Projekte der Erzdiözese Patna werden auch von Österreich aus unterstützt. Neben der Dreikönigsaktion, Missio oder Kirche in Not hilft etwa die Katholische Frauenbewegung bei einem weiteren Schwerpunkt: der Stärkung der Rechte von Frauen. Mehr als 1.600 Selbsthilfegruppen hat die Erzdiözese aufgebaut, um Frauen-Empowerment zu fördern. Die Dreikönigsaktion wiederum unterstützt Ausbildungszentren, in denen Jugendliche aus den ärmsten Bevölkerungsgruppen Berufe wie Elektriker oder Installateur erlernen können.

(kap 21.07.2012 pr)








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