Jesuit Czerny zum Kampf gegen Aids: „Finanzkrise war ein Dämpfer“
Unter dem Titel „Turning
the tide together - Das Blatt gemeinsam wenden“ kommen ab Sonntag in Washington mehrere
Tausend Wissenschaftler, Ärzte, Entwicklungsexperten, Politiker und Aids-Aktivisten
zur 19. Internationalen Aidskonferenz zusammen. Die Grundfrage: Wie kann das Milleniums-Entwicklungsziel,
allen weltweit Aids-Infizierten bis 2015 Zugang zu Aids-Medikamenten zu gewähren,
erreicht werden? Seit Freitag treffen sich in Washington bereits Vertreter von Hilfs-
und Lobbyorganisationen verschiedener Religionen, um darüber zu diskutieren. Radio
Vatikan schaut sich am Beispiel von Afrika die kirchliche Aids-Bekämpfung an.
Die
Fortschritte bei der Versorgung Aids-Kranker in Afrika haben durch die Wirtschafts-
und Finanzkrise einen Dämpfer erhalten. Das berichtet Pater Michael Czerny, der Gründer
des afrikanischen Jesuiten-Netzwerkes AJAN gegen Aids, im Gespräch mit Radio Vatikan.
Dabei hat heute immerhin zumindest mehr als die Hälfte der rund 15 Millionen HIV-positiven
Menschen in den armen Ländern der Welt Zugang zu Aids-Medikamenten. In Afrika sei
der Kampf gegen Aids wegen der Finanzkrise jedenfalls erschwert worden, so der Jesuit:
„Aids bleibt eine schwierige Krankheit, ein schwieriges Phänomen. Jetzt,
mit der Finanzkrise, fallen wir in einiger Hinsicht in frühere Zeiten zurück, als
wir noch mehr selbstgemachte Ansätze benutzten, um gegen Aids vorzugehen. Da gab es
noch keine medizinische Hilfe für viele. Und auch heute ist die Behandlung für viele
wieder in weite Ferne gerückt.“
Allerdings weiß Pater Czerny aus seiner
langjährigen Erfahrung auch, dass das vielfältige Leid, das die Krankheit mit sich
bringt, mit nur Medikamenten mitnichten gelindert werden kann.
„Sicher
ist die Infektionsrate runtergegangen und die Nummer der Infizierten wächst nicht,
wie sie es noch vor Jahren alarmierend tat. Das ist sicher ein Fortschritt. Weiter
gibt es das Verständnis dafür, dass die Behandlung schon Prävention bedeutet: Menschen,
die in Behandlung sind, sind weniger infektiös als andere. Andererseits ist eine HIV-Infektion
heute nicht weniger eine Tragödie als vor zehn, zwanzig Jahren: Es bleibt ein großes
Drama für den Menschen, seine Familie, die Gemeinschaft. Von weniger Ernstfall zu
sprechen ist also irgendwie unfair den Betroffenen und den Gemeinschaften gegenüber.“
Die
katholische Kirche setzt deshalb auf einen multidimensionalen Ansatz bei der Aids-Bekämpfung.
Medikamentöse Behandlung und Forschung haben darin ebenso ihren Platz wie Seelsorge,
Prävention und Maßnahmen gegen die soziale Ausgrenzung und Diskriminierung Aids-Infizierter
und Aids-Erkrankter.