Syrien: Orthodoxer Bischof spricht von „Wendepunkt“
Als „Wendepunkt“ im
syrischen Bürgerkrieg hat der syrisch-orthodoxe Erzbischof Eustathius Matta Rohan
von Jezira und Euphrat das Attentat vom Mittwoch in Damaskus bezeichnet. Dabei waren
der ranghöchste Christ und syrische Verteidigungsminister Daoud Radschiha, General
Hassan Turkmani und Assif Schaukat, der Schwager von Präsident Baschar al-Assad, ums
Leben gekommen. Es scheine, dass der Aufstand „längst auch die innersten Kreise des
Assad-Regimes ergriffen“ habe, so Matta Rohan im Gespräch mit „Kathpress“. Sonst wäre
ein solcher Anschlag im engsten Sicherheitsbereich des Regimes nicht möglich gewesen.
Er sei gegen Gewalt und verurteile die Anschläge, so Matta Rohan. Zugleich hoffe er
aber, dass es bald zu einer friedlichen Lösung komme.
„Wenn es diesen
internen Kräften gelänge, die Macht an sich zu reißen und auch weiterhin Militär und
Sicherheitskräfte zu kontrollieren, könnte es zu Gesprächen mit den anderen Aufständischen
und Befriedung des Landes kommen.“
Sehr heftig wies Erzbischof Matta
Rohan die Einschätzung zurück, dass die Christen in Syrien in besonderer Nähe zum
Assad-Regime gestanden bzw. dieses unterstützt hätten:
„Das sind falsche
Beschuldigungen von Leuten, die keine Christen in Syrien haben möchten. Sie möchten
nicht anerkennen, dass es viele Christen gibt, die gegen das Regime arbeiten. Dazu
kommt, dass sie Christen beschuldigen, aber sehr genau wissen, dass eine große Anzahl
von ihren Leuten, aus ihrer Gemeinschaft, mit dem Regime zusammen arbeitet und sogar
an der Korruption im Regime mitverdient. Warum sagen sie das also nicht über sich
selbst und ihre Gemeinschaft, sondern bringen falsche Anschuldigungen gegen Christen
vor?“
Vielmehr hätten die Kirchen niemals die verbrecherischen Praktiken
des Regimes gutgeheißen. Viele Christen seien offene Gegner des Regimes gewesen. Allen
Christen gemeinsam sei ihr Einsatz für ein friedliches und demokratisches Land.
Gegen
Militärintervention
Strikt wandte sich der Bischof gegen jede militärische
Intervention von außen. Eine solche würde nur Chaos und Unsicherheit mit sich bringen,
so Matta Rohan. Negative Beispiele dafür seien Libyen oder der Irak. Matta Rohan wörtlich:
„Im Irak gab es früher einen Saddam Hussein. Jetzt, so sagen die Menschen, gibt es
tausend davon.“