2012-07-13 12:52:58

Südsudan: „Ohne Hilfe sterben sie!“


RealAudioMP3 Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ schlägt Alarm: in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Jahresbericht zieht die Organisation ein ernüchterndes Fazit zur humanitären Lage im Südsudan, der erst vor wenigen Tagen den Jahrestag seiner Unabhängigkeit begangen hat: Zehntausende Flüchtlinge harrten in der Grenzregion zu Nordsudan in Flüchtlingslagern aus, dringend benötigt würden Medizin, Essen und Wasser. Der „Ärzte ohne Grenzen“-Geschäftsführer Frank Dörner appelliert im Interview mit dem Kölner Domradio an die Internationale Gemeinschaft:

„Im Moment erwarten wir, dass die internationale Gemeinschaft ihre Nothilfe, vor allem die medizinische Versorgung, in den Vordergrund ihrer Bemühungen stellt. Das eine ist natürlich langfristige Hilfe, um Infrastrukturen usw. aufzubauen. Aber jetzt im Moment sind es zehntausende Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Es geht ihnen so schlecht, dass sie sterben, wenn wir ihnen nicht helfen!“

Die Lage der Flüchtlinge, die vor kriegerischen Auseinandersetzungen aus dem Sudan in den Südsudan geflohen sind, sei „extrem schockierend“, so Dörner: Nach Regenfällen hätte sich die öde Savannenlandschaft in eine Schlammwüst verwandelt. Auch nach der Umlagerung in andere Auffangzentren hätte sich die Lage der Flüchtlinge nicht verbessert.

„Es sind schon sehr viele Menschen gestorben, es sind vor allem Kinder, Kranke, Schwangere und alte Menschen, die schon chronische Erkrankungen mitbrachten. Es besteht die Gefahr, dass diese Menschen vergessen werden! Es sind Zehntausende, die medizinische Versorgung, Nahrung, ein Dach über dem Kopf und vor allem Wasser – eine Mangelware hier – brauchen. Ein großes Problem ist, dass das Land nicht auf die Situation vorbereitet ist, in der es sich jetzt befindet. Praktisch besteht keine Infrastruktur. Das gilt auch im medizinischen Bereich und das heißt: Drei Viertel der Menschen haben kein Zugang zu medizinischer Basisversorgung.“

Die Spannungen zwischen Sudan und Südsudan stehen auch auf der Agenda eines Treffens der Afrikanischen Union in diesen Tagen. Dabei dürfte es darum gehen, die Konfliktparteien an einen Tisch zu bekommen und über die Ölreserven zu verhandeln – der Hauptursache der bewaffneten Konflikte.
Hintergrund
Nach UN-Angaben ist mindestens eine halbe Million Menschen wegen bewaffneter Konflikte im Grenzgebiet von Sudan und Südsudan ohne Versorgung. Etwa 170.000 Menschen seien in den Südsudan geflohen. Der Südsudan hat am 9. Juli vor einem Jahr die staatliche Unabhängigkeit erlangt. Vorausgegangen war ein jahrzehntelanger Bürgerkrieg gegen die Regierung im Norden des Sudans, der 2005 durch einen Friedensvertrag beendet wurde. Seit der Unabhängigkeit häufen sich aber gewaltsame Konflikte, die Ängste vor einem neuen Krieg schüren.


(domradio/rv 13.07.2012 pr)








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