2012-07-13 14:43:41

Erzbischof Müller zum Fall „Titanic“: „Angriff auf bürgerliche Rechte“


RealAudioMP3 Der neue Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation sieht in der jüngsten Papstdarstellung des deutschen Satiremagazins „Titanic“ einen Angriff auf bürgerliche Rechte. Hamburger Richter hatten entschieden, dass die Titelgestaltung des Blattes die Persönlichkeitsrechte des Papstes verletze. Deshalb darf das Magazin unter Androhung eines Zwangsgeldes von 250.000 Euro die Hefte nicht weiter verbreiten und die Bilder nicht im Internet veröffentlichen. Erzbischof Gerhard Ludwig Müller sagte zu dem Fall im Interview mit dem ARD-Hörfunkstudio Rom:


„Von solchen Leuten lassen wir uns nicht verletzen, weil wir uns unserer Sache viel zu sicher sind. Es geht hier, glaube ich aber, nicht um religiöse Gefühle, sondern um bürgerliche Rechte. Unser Grundgesetz beginnt, nach den furchtbaren Erfahrungen, die wir vorher gemacht haben, mit dem Satz: ,Die Würde des Menschen ist unantastbar.‘ Daran muss sich jeder halten, der demokratisch ist.“


Auch Würdenträger der katholischen Kirche, „vom Papst bis zu jedem Priester“, hätten Anspruch darauf, „dass sie in ihrer Würde geachtet werden“, so der Präfekt weiter:


„Und das ist eben hier meines Erachtens auf schwere Weise verletzt worden. Insgesamt meine ich, in Deutschland muss sich der Ton etwas ändern. Pressefreiheit, klar, das ist Meinungsfreiheit. Aber zur freien Meinung gehört nicht, dass man andere Menschen in ihrer Persönlichkeit verletzen darf. Meines Erachtens steht hinter diesen Verbalinjurien oder diesen Diskreditierungen eigentlich nur der Mangel an argumentativer Fähigkeit, sich auseinanderzusetzen.“


Auf der Homepage der „Titanic“ ist die Darstellung inzwischen geschwärzt und mit einem „Verboten“-Schild unkenntlich gemacht. Unter der Überschrift „Die undichte Stelle ist gefunden“ war der Papst in weißer Soutane mit einem großen gelben Fleck und auf der Rückseite mit einem braunen Fleck auf der Soutane abgebildet worden. Nach dem so genannten „Vatileaks“-Skandal gefragt, auf den das Satire-Magazin mit der Darstellung anspielen wollte, sagte Müller:


„Solche Vorgänge wie hier, die gibt es überall. In jedem Wirtschaftsunternehmen, in jeder Regierung gibt es immer mal einzelne, die sich als Spione betätigen, die Industriespionage betreiben. Leider kommt so etwas vor. Daher ist das auch hier möglich, weil hier eben auch Menschen und nicht nur Engel tätig sind.“


„Titanic“ hatte derweil angekündigt, die Einstweilige Verfügung anfechten zu wollen: „Wir werden auf jeden Fall durch die Instanzen gehen und Widerspruch beim Landgericht Hamburg einlegen“, sagte Chefredakteur Leo Fischer der Katholischen Nachrichten-Agentur. Zugleich kündigte das Magazin an, der Papst werde auch auf das Titelbild der nächsten Ausgabe kommen, die Ende Juli erscheint.


(ard/kna 13.07.2012 pr)








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