Die syrische Opposition
sucht nun Hilfe in Moskau. Der Chef des oppositionellen Syrischen Nationalrats, Abdel
Basset Sajda, hat am Dienstag Russland dazu aufgefordert, Syriens Präsidenten Baschar
al-Assad die Unterstützung zu entziehen. Moskau ist sehr aktiv in dem Nahost-Land,
da Russland starke militärisch-wirtschaftliche Interessen hat. Auch die russisch-orthodoxe
Kirche hat sich in jüngster Zeit oft für eine rasche Lösungsfindung im Syrien-Konflikt
ausgesprochen und die Linie des Kremls unterstützt. Syrische Kirchenvertreter trafen
bereits Mitbrüder des Moskauer Patriarchats. Der Menschrechtsexperten Othmar Oehring
von missio-Aachen kennt einzelne Kirchenvertreter Syriens. Im Gespräch mit Radio Vatikan
sagt er über diese Persönlichkeiten:
„Das Problem ist einfach, dass diesem
Bemühen von einzelnen Kirchenvertretern nicht das gefolgt ist, was eigentlich hätte
folgen sollen. Es hat zwar Reformen gegeben, die man aber im Endeffekt nur als Reförmchen
bezeichnen kann, und die tatsächlich nicht dem entsprochen haben, was die Opposition
– sowohl die innersyrische Opposition, als auch die Opposition im Ausland – sich erwartet
hat.“
Der apostolische Nuntius in Syrien, Mario Zenari, hat erst kürzlich
bei einem Rom-Aufenthalt davon gesprochen, dass Syrien sich am Beginn einer Höllenfahrt
befinde. Auch im Hinblick auf die Rolle der Kirche hat er deutliche Worte gefunden.
Für Oehring ein Hoffnungsschimmer, dass sich zumindest auf kirchlicher Ebene etwas
bewegen werde:
„Vielleicht wird dann noch einmal neu darüber nachgedacht,
wie man handelt und was man tun sollte, damit das Ganze am Ende für Syrien, für die
Menschen in Syrien, aber natürlich auch für die Christen in Syrien doch noch zu einem
mehr oder weniger erträglichen Ende kommen kann. Zu einem guten Ende kann die ganze
Sache ohnehin nicht mehr kommen, das ist ganz klar.“
Auf der einen Seite
Russland und auf der anderen Seite der Westen mit den Vereinigten Staaten an vorderster
Front: Keine leichte Aufgabe, eine Lösung zu finden, die auch international getragen
wird.
„Es ist extrem schwer darauf zu antworten, weil es natürlich die Interessen
der Russen, der Chinesen und auch der Amerikaner gibt, die jeweils auch wiederum bestimmte
Länderstaaten in der Region mit im Blick haben, wenn sie die eigene Position vertreten.
Im Grunde genommen geht es natürlich ganz klar um eine Auseinandersetzung mit den
schiitischen Staaten in der Region und den sunnitischen Staaten in der Region. Die
sunnitischen sind natürlich die zahlenmäßig überlegenen Staaten. Auf der einen Seite
sind da maßgeblich Saudi-Arabien und zum Beispiel das Emirat Qatar an einer Lösung
in ihrem Sinne interessiert. Auf der anderen Seite ist es die sunnitische Türkei.
Dann hat man als Gegner wiederum den Iran, schon lange mit Syrien schon verbündet
ist und dann, wenn man noch weiter in den Libanon geht, dann findet man dort die schiitische
Hisbollah. Das sind im Grunde genommen die Kriegsparteien. Auf der einen Seite eben
die sunnitischen Staaten und auf der anderen Seite die schiitischen Machtinteressen
ausgehend auch vom Iran. Und das ist natürlich ein unauflöslicher Konflikt, der natürlich
im Grunde genommen weit über das hinaus geht, was jetzt diesen Konflikt in Syrien
ausmacht und der natürlich auch tatsächlich ein Konflikt zwischen dem Iran und der
westlichen Welt noch mit einbezieht. Also das ist eine extrem komplexe Gemengelage,
aus der es wahrscheinlich so schnell kein Herauskommen gibt.“