Die katholische Kirche
in der Mongolei feiert in dieser Woche ihr 20-jähriges Bestehen. Zu den Feierlichkeiten
am 10. und 11. Juli wird auch der Sekretär der päpstlichen Missionskongregation, Savio
Hon Taifai, das Land besuchen. In dem ehemals sozialistischen Staat, der seit 1992
eine demokratische Verfassung hat, sind Katholiken eine verschwindende Minderheit:
Nur 825 gibt es von ihnen, unter insgesamt 2.800.000 Einwohnern. Der Missionar und
apostolische Vizepräfekt der Mongolei, Pater Ernesto Viscardi, ist stolz auf die Fortschritte,
die die katholische Kirche im Land in den letzten zwei Jahrzehnten gemacht hat. Es
sagte im Interview mit Radio Vatikan:
„Das ist eine erste Etappe auf einem
Weg, der im Jahr 1992 begonnen hat und zwar mit den ersten drei Missionaren, die in
die Mongolei kamen. Es war ein langsamer Prozess, der aber der Situation des Landes
und allen Notwendigkeiten einer ersten Evangelisierung gegenüber aufmerksam war, es
ging um Nachdenken, aber auch um die Erinnerung und Pläne für die Zukunft.“
Nach
Ende des Kommunismus in der Mongolei hatte der damalige apostolische Nuntius von Südkorea,
der philippinische Bischof Wenceslao Padilla, in der Mongolei die erste katholische
Mission eröffnet. Er ist bis heute im Land als apostolischer Präfekt tätig. Heute
gibt es in der Mongolei 64 Missionare aus neun Kongregationen und 18 verschiedenen
Ländern der Welt. Der wirtschaftliche Aufschwung des einstigen Nomadenstaates hat
in den vergangenen Jahren zu rasanten Veränderungen in der Mongolei geführt. Pater
Viscardi:
„Der Rückzug der Russen aus der Mongolei hat ein Land zurückgelassen,
in dem alles neu gemacht werden musste. Heute präsentiert sich die Mongolei der Welt
mit einem jährlichen Wachstum von 17 Prozent, vor allem dank des Reichtums an Rohstoffen
– Kohle, Kupfer, Uran, Gold – und der Investitionen aus dem Ausland. Unter Einfluss
dieses wirtschaftlichen Aufschwungs verändert sich die Mongolei auch stark in sozialer
und kultureller Hinsicht. Das hat positive und negative Seiten: Die Modernität und
Öffnung dem Weltmarkt gegenüber dämpft ein wenig die reichen Traditionen, hebt aber
andererseits für alle den Lebensstandard.“
Das stelle auch die Kirche vor
neue Fragen, sei doch kaum abzusehen, wie die Mongolen mit dem Fortschritt zurechtkämen:
„Wie werden die Mongolei und ihr soziales Gefüge in fünf Jahren aussehen?
Welche religiösen Bedürfnisse wird es dann geben? Wir erleben hier keinen leichten
Transformationsprozess, der vollzieht sich ja – im Vergleich zu der Entwicklung damals
in den europäischen Kulturen – innerhalb kürzester Zeit. Die Hoffnung ist, dass der
Staat, die Verwaltung und die gesamte Kultur und Gesellschaft diesem Prozess positiv
und effizient begegnen können.“
Mit der Regierung und den Lokalbehörden
habe die Kirche inzwischen ein halbwegs gutes Verhältnis etabliert, so Viscardi. Diskriminiert
würden Christen zwar nicht, dennoch könnten die bürokratischen Abläufe - etwa bei
Genehmigungen - hier und da auch etwas schneller sein.
„Der aktuelle Bischof,
Monsignor Padilla, hat im Laufe der Jahre immer versucht, eine offene und freundliche
Arbeitsbeziehung mit den verschiedenen Behörden zu unterhalten. Das nationale Gesetz
sieht Religionsfreiheit vor. Tatsächlich wird die Religionsfreiheit aber je nach Region
sehr unterschiedliche angewendet. Auf lokaler Ebene braucht jede religiöse Einrichtung,
unsere eingeschlossen, eine besondere Erlaubnis, um religiöse Aktivitäten an einem
bestimmten Ort durchzuführen. Jedes Mal, wenn wir ein Gemeindezentrum eröffnen wollen,
gibt es einen langen bürokratischen Prozess, um die Genehmigung dafür zu bekommen.
Was die Ausweisung von Missionaren betrifft, die hat es nicht gegeben, der Staat beobachtet
aber, was wir tun.“
Die katholische Kirche ist heute vor allem im sozialen
Bereich und im Bildungswesen aktiv. Das werde inzwischen auch geschätzt, so Pater
Viscardi:
„Unsere Kirche hat in diesen 20 Jahren fünf Kirchengemeinden gegründet.
Rund um diese Gemeinden haben soziale Aktivitäten begonnen, die auch von den Lokalbehörden
geschätzt werden: Arbeit mit Straßenkindern, Suppenküchen der Mutter-Teresa-Schwestern,
Ausbildungszentren der Salesianer usw. Die Kirche hat mit diesen Projekten dem Staat
ihre Identität gezeigt; der Staat hatte ja keine Erfahrung mit der Kirche und hat
vage Ideen auch vom Vatikan. Heute hat man die Anwesenheit der Kirche verstanden,
man versteht auch die Bedeutung unserer Kirche auf globaler Ebene. Letztes Jahr hat
unser Präsident den Papst besucht, was für die Kirche in der Mongolei natürlich sehr
wichtig war.“
Papst Benedikt XVI. hatte den mongolischen Präsidenten Tsachiagiin
Elbegdordsch im vergangenen Oktober in Privataudienz empfangen. Diplomatische Beziehungen
zwischen der Regierung in Ulan-Bator und dem Heiligen Stuhl bestehen seit 1992.