2012-07-10 16:48:50

20 Jahre katholische Kirche in der Mongolei


RealAudioMP3 Die katholische Kirche in der Mongolei feiert in dieser Woche ihr 20-jähriges Bestehen. Zu den Feierlichkeiten am 10. und 11. Juli wird auch der Sekretär der päpstlichen Missionskongregation, Savio Hon Taifai, das Land besuchen. In dem ehemals sozialistischen Staat, der seit 1992 eine demokratische Verfassung hat, sind Katholiken eine verschwindende Minderheit: Nur 825 gibt es von ihnen, unter insgesamt 2.800.000 Einwohnern. Der Missionar und apostolische Vizepräfekt der Mongolei, Pater Ernesto Viscardi, ist stolz auf die Fortschritte, die die katholische Kirche im Land in den letzten zwei Jahrzehnten gemacht hat. Es sagte im Interview mit Radio Vatikan:

„Das ist eine erste Etappe auf einem Weg, der im Jahr 1992 begonnen hat und zwar mit den ersten drei Missionaren, die in die Mongolei kamen. Es war ein langsamer Prozess, der aber der Situation des Landes und allen Notwendigkeiten einer ersten Evangelisierung gegenüber aufmerksam war, es ging um Nachdenken, aber auch um die Erinnerung und Pläne für die Zukunft.“

Nach Ende des Kommunismus in der Mongolei hatte der damalige apostolische Nuntius von Südkorea, der philippinische Bischof Wenceslao Padilla, in der Mongolei die erste katholische Mission eröffnet. Er ist bis heute im Land als apostolischer Präfekt tätig. Heute gibt es in der Mongolei 64 Missionare aus neun Kongregationen und 18 verschiedenen Ländern der Welt. Der wirtschaftliche Aufschwung des einstigen Nomadenstaates hat in den vergangenen Jahren zu rasanten Veränderungen in der Mongolei geführt. Pater Viscardi:

„Der Rückzug der Russen aus der Mongolei hat ein Land zurückgelassen, in dem alles neu gemacht werden musste. Heute präsentiert sich die Mongolei der Welt mit einem jährlichen Wachstum von 17 Prozent, vor allem dank des Reichtums an Rohstoffen – Kohle, Kupfer, Uran, Gold – und der Investitionen aus dem Ausland. Unter Einfluss dieses wirtschaftlichen Aufschwungs verändert sich die Mongolei auch stark in sozialer und kultureller Hinsicht. Das hat positive und negative Seiten: Die Modernität und Öffnung dem Weltmarkt gegenüber dämpft ein wenig die reichen Traditionen, hebt aber andererseits für alle den Lebensstandard.“

Das stelle auch die Kirche vor neue Fragen, sei doch kaum abzusehen, wie die Mongolen mit dem Fortschritt zurechtkämen:

„Wie werden die Mongolei und ihr soziales Gefüge in fünf Jahren aussehen? Welche religiösen Bedürfnisse wird es dann geben? Wir erleben hier keinen leichten Transformationsprozess, der vollzieht sich ja – im Vergleich zu der Entwicklung damals in den europäischen Kulturen – innerhalb kürzester Zeit. Die Hoffnung ist, dass der Staat, die Verwaltung und die gesamte Kultur und Gesellschaft diesem Prozess positiv und effizient begegnen können.“

Mit der Regierung und den Lokalbehörden habe die Kirche inzwischen ein halbwegs gutes Verhältnis etabliert, so Viscardi. Diskriminiert würden Christen zwar nicht, dennoch könnten die bürokratischen Abläufe - etwa bei Genehmigungen - hier und da auch etwas schneller sein.

„Der aktuelle Bischof, Monsignor Padilla, hat im Laufe der Jahre immer versucht, eine offene und freundliche Arbeitsbeziehung mit den verschiedenen Behörden zu unterhalten. Das nationale Gesetz sieht Religionsfreiheit vor. Tatsächlich wird die Religionsfreiheit aber je nach Region sehr unterschiedliche angewendet. Auf lokaler Ebene braucht jede religiöse Einrichtung, unsere eingeschlossen, eine besondere Erlaubnis, um religiöse Aktivitäten an einem bestimmten Ort durchzuführen. Jedes Mal, wenn wir ein Gemeindezentrum eröffnen wollen, gibt es einen langen bürokratischen Prozess, um die Genehmigung dafür zu bekommen. Was die Ausweisung von Missionaren betrifft, die hat es nicht gegeben, der Staat beobachtet aber, was wir tun.“

Die katholische Kirche ist heute vor allem im sozialen Bereich und im Bildungswesen aktiv. Das werde inzwischen auch geschätzt, so Pater Viscardi:

„Unsere Kirche hat in diesen 20 Jahren fünf Kirchengemeinden gegründet. Rund um diese Gemeinden haben soziale Aktivitäten begonnen, die auch von den Lokalbehörden geschätzt werden: Arbeit mit Straßenkindern, Suppenküchen der Mutter-Teresa-Schwestern, Ausbildungszentren der Salesianer usw. Die Kirche hat mit diesen Projekten dem Staat ihre Identität gezeigt; der Staat hatte ja keine Erfahrung mit der Kirche und hat vage Ideen auch vom Vatikan. Heute hat man die Anwesenheit der Kirche verstanden, man versteht auch die Bedeutung unserer Kirche auf globaler Ebene. Letztes Jahr hat unser Präsident den Papst besucht, was für die Kirche in der Mongolei natürlich sehr wichtig war.“

Papst Benedikt XVI. hatte den mongolischen Präsidenten Tsachiagiin Elbegdordsch im vergangenen Oktober in Privataudienz empfangen. Diplomatische Beziehungen zwischen der Regierung in Ulan-Bator und dem Heiligen Stuhl bestehen seit 1992.

(rv 09.07.2012 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.