Glück: „Erzbischof Müller ist für Überraschungen gut“
Deshalb solle man
sich nicht auf fest gefahrene Positionen versteifen und die Gesamtsituation in seine
Überlegungen mit einbeziehen, bevor man ein Urteil zur Berufung des nunmehr Erzbischofs
an die Spitze des wichtigsten der römischen Dikasterien abgebe. Das sagt uns der Vorsitzende
des Zentralkomitees der Katholiken in Deutschland, Alois Glück, im Radio Vatikan Interview:
„Dass
er für Überraschungen gut ist, hat ja gerade diese Einladung zum Katholikentag in
Regensburg gezeigt. Die hat alle überrascht. Jeder wusste ja, dass es da mächtige
Kontroversen gab und dass wir nach wie vor in einigen Fragen unterschiedliche Positionen
haben. Dass nun trotzdem diese Einladung nach Regensburg kam, ist ja auch ein Ausdruck
von Wertschätzung und Anerkennung der Laienarbeit und das hat die Bischöfe in der
Bischofskonferenz genauso überrascht wie uns.“
Dabei hält Glück den Erzbischof
grundsätzlich für sehr geeignet, dieses wichtige Amt anzutreten:
„Ich glaube
dass Erzbischof Müller das Fachwissen, die wissenschaftliche Statur und das Selbstbewusstsein
hat um sich in dieser Position entsprechend zu behaupten.“
Insbesondere
in der Frage der Befreiungstheologie habe Müller ein breites Spektrum an weltkirchlichem,
und dem konservativen Flügel teilweise auch unangenehmem Engagement an den Tag gelegt.
Andererseits dürfe man die Kontroversen in seiner Diözese Regensburg natürlich
nicht unter den Tisch fallen lassen, so Glück:
„Es gab zu Beginn seiner
Amtszeit heftige Kontroversen und am Schluss seiner Amtszeit auch viele Verletzungen
bei allen Beteiligten. Wenn ich an den persönlichen Gedankenaustausch und die Gespräche
denke, die ich mit ihm im Laufe der letzten zwei Jahre hatte, weiß ich auch nicht,
ob er alles noch genauso machen würde wie damals zu Beginn seiner Zeit als Bischof.
Der andere Aspekt ist wiederum diese Bandbreite seines Engagements und die eindeutige
Haltung in wichtigen Bereichen der Kirche. So gesehen ist es ein viel gestaltiges
Bild und es wäre falsch, Erzbischof Müller nur auf die Punkte zu reduzieren, wo es
in der Diözese Konflikte gegeben hat und zum Teil auch heute noch Verletzungen da
sind. Das gehört dann einfach zum Gesamtbild.“
Glück plädiert deshalb an
alle, auch „ein Stück Offenheit mitzubringen“ und sich bewusst zu machen, dass auch
der Präfekt der Glaubenskongregation nicht allein den Kurs bestimmen wird. Bestimmte
letzte Entscheidungen würden, wie auch in der Vergangenheit, sicherlich beim jeweiligen
Heiligen Vater liegen Eine wichtige Baustelle, die der Erzbischof mit seinem neuen
Amt übernimmt, sei sicherlich die Einigung mit den Piusbrüdern:
„Soweit
es dabei auf den Leiter der Glaubenskongregation ankommt, haben wir hier eine ganz
eindeutige Haltung im Hinblick auf die Position der Piusbrüder. Die ist natürlich
auch durch die Präsenz der Piusbrüder in der eigenen Diözese in Zaitzkofen geprägt.
Ich finde es sehr gut, wenn diese Erfahrungen und diese Position in Rom und der Weltkirche
nun aus dieser Erfahrung heraus dezidiert eingebracht werden. Ich habe keinen Zweifel,
dass Erzbischof Müller das jetzt auch in Rom so vertreten wird. Er wird wohl allein
nicht die Entscheidung zu treffen haben, aber das ist meines Erachtens eine eindeutige
Position und Erwartung, die man haben kann.“
Es bleibe also nur, ihm alles
Gute zu wünschen:
„Für seine neue Aufgabe wünschen wir ihm von Seiten des
Zentralkomitees viel Kraft, Gottes Segen und einen fruchtbaren Dialog innerhalb der
Kirche.“