2012-07-03 15:09:32

D: „Den Welthunger richtig bekämpfen“


RealAudioMP3 Nur ein politischer Wandel im Klimaschutz und in der Entwicklungspolitik kann den Hunger in der Welt effektiv bekämpfen. Daran haben Experten und Kirchenvertreter jetzt in München erinnert. Dort stellten die deutschen Bischöfe an diesem Dienstag eine Erklärung zur weltweiten Hungerkrise vor, in die Ergebnisse einer neuen Studie zum Thema eingeflossen sind. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick erklärte am Rande der Veranstaltung gegenüber dem Münchner Kirchenradio:

„Die Zerstörung der Umwelt ist Verhinderung der Nahrungsproduktion. Das zweite: Wir müssen den Protektionismus, der von Europa und von Lateinamerika auf die Länder im Süden ausgeübt wird, unbedingt beenden, weil das Nord-Süd-Gefälle verhindert, dass sich dort die Agrarmärkte entwickeln können und dann eben dadurch auch die Nahrungsmittelproduktion verhindert wird. Also es muss die Subvention der Landwirtschaft hier beendet werden, und es muss der Schutz unserer Produkte vor Produkten aus dem Süden beendet werden.“

Die Studie zum Welthunger wurde von der interdisziplinären Sachverständigengruppe „Weltwirtschaft und Sozialethik“ der Bischofskonferenz erstellt und bündelt Ursachenforschung und Lösungsansätze auf ethischer Folie: Das Menschenrecht auf Nahrung werde konsequent als „normativer Standpunkt“ vorausgesetzt und mit in die Analyse hineingenommen, gibt der Vorsitzende der Sachverständigengruppe Johannes Wallacher an. Diese Verbindung zwischen neusten wissenschaftlichen Ergebnissen und Ethik sieht der Präsident der Hochschule für Philosophie München als „neues Element“. Wallacher erhofft sich von der Studie konkrete Impulse für die Politik; wichtige Weichenstellungen in der Hungerbekämpfung stünden ja bald ins Haus:

„Ich hoffe sehr, dass wir in einem politischen Prozess, der ja in vielen Bereichen derzeit ansteht, zum Beispiel in der Frage der Energiewende, Wirkung zeigen. Hier sprechen wir uns sehr für eine nachhaltige Energiewende aus, die nachwachsende Energierohstoffe nur der zweiten Generation nutzt. Oder im Hinblick auf die anstehende Agrarmarktreform im Bereich der EU, wo es endlich wichtig ist, die Fördermaßnahmen stärker an ökologische und soziale Kriterien zu binden. Und da erhoffe ich mir einen Impuls der Studie.“

Die Nahrungsmittelproduktion sei in den vergangenen 50 Jahren stärker gewachsen als die Weltbevölkerung. Dennoch litten heute fast eine Milliarde Menschen an chronischem Hunger. Warum? Dazu Wallacher:

„Zunächst einmal haben wir ein unseliges Konglomerat an Fehlentwicklungen in den einzelnen Ländern, politische Unruhen, Instabilität sind ein großer Nährboden für Hunger, aber auch die Vernachlässigung der ländlichen Entwicklung in den letzten 40 Jahren durch die Länder selber und durch die internationale Entwicklungszusammenarbeit. Und diese Fehlentwicklungen werden jetzt noch einmal sehr stark verstärkt durch neue Probleme wie den Anbau von nachwachsenden Energierohstoffen, die zu zunehmenden Spekulationen auf Warenterminbörsen führen und die nach wie vor hochgradig verzerrte Wettbewerbe durch die Subventionen verursachen, die wir unterschiedslos zahlen!“

Die Studie „Den Hunger bekämpfen. Unsere gemeinsame Verantwortung für das Menschenrecht auf Nahrung“ und die Erklärung der deutschen Bischöfe wurden an diesem Dienstag auf einer Pressekonferenz in München vom Vorsitzenden der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, und dem Vorsitzenden der Sachverständigengruppe und Präsidenten der Hochschule für Philosophie München, Johannes Wallacher, vorgestellt.

(münchner kirchenradio/rv 03.07.2012 pr)








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