Israel/Eritrea: Die schwierige Situation der Flüchtlinge
Afrikanische Flüchtlinge
haben es derzeit besonders in Israel schwer, insbesondere wenn sie aus Ländern des
Horns von Afrika kommen. So wurden zuletzt etliche Flüchtlinge aus Eritrea abgewiesen,
die nach unbeschreiblichen Mühen und Torturen endlich in Israel ankamen. Im Interview
mit Radio Vatikan erklärt Khataza Gondwe, Teamleiterin für Afrika und den Nahen Osten
bei der Hilfsorganisation „Christian Solidarity Worldwide“, was diese Schwierigkeiten
speziell bedingt.
„Man nimmt eine stärkere Irritation über die steigende
Anzahl von Flüchtlingen aus Sudan und Eritrea in Israel wahr. Das kommt wohl von der
Angst, dass die große Anzahl die Kultur und Traditionen der Gesellschaft unterminieren
würde, da sie sehr religiös geprägt ist. Die meisten Leute, die kommen, sind keine
Juden. So gibt es diese Angst und es herrscht mangelnde Bereitschaft, diese Menschen
als Flüchtlinge anzuerkennen.“
Vor allem gebe es keine richtigen Prozedur,
den Flüchtlingsstatus zu bestimmen, so Gondwe weiter.
„Wenn es ihn gäbe,
wären viele von diesen Flüchtlingen über die vereinten Nationen weiter verteilt worden,
insbesondere im Rahmen der Familienzusammenführung. Aber es gibt keine wirkliche Hilfe
für Flüchtlinge, von Nichtregierungsorganisationen (NGO) abgesehen. Der Ärger wird
immer größer, aufgebauscht durch Anschuldigungen, Flüchtlinge hätten Israelis angegriffen
oder sogar vergewaltigt. Das ist alles Teil einer Stimmungsmache gegen Flüchtlinge.
Erst kürzlich sind Flüchtlingshäuser in Brand gesetzt worden, auch israelische Bürger
sind angegriffen worden, als sie irrtümlich für Flüchtlinge gehalten wurden. Es gibt
Pläne, die Flüchtlinge wieder in ihre Heimatländer zurückzuschicken, was gerade angesichts
der Menschenrechtsverletzungen in Eritrea katastrophal wäre.“
Israel habe
sich zwar der UN-Flüchtlingskonvention angeschlossen, aber die Prozedur für eine Statusbestimmung
der Flüchtling sei immer noch nicht geschaffen. Diese Statusbestimmung ist die Voraussetzung
dafür, dass die Flüchtlinge auf internationaler Ebene als solche anerkannt sind und
damit auch weiter reisen können. In Israel reagiere das Gesetz hingegen mit aller
Härte gegen sogenannte „illegale Eindringlinge“:
„Das Gesetz besagt, dass
alle Flüchtlinge „Eindringlinge“ sind. Im Grunde werden Flüchtlinge kriminalisiert,
denn sie werden als illegale Immigranten behandelt, die bis zu drei Jahren ins Gefängnis
kommen können. Außerdem sieht das Gesetz vor, dass israelische Bürger, die illegalen
Einwanderern helfen, für fünf bis 15 Jahre ins Gefängnis kommen können, auch wenn
sie für NGOs arbeiten. Gleichzeitig werden Camps gebaut, um die Flüchtlinge fern von
der Bevölkerung unterzubringen. Es sind Gespräche zwischen Eritrea und Israel im Gang,
um zu einer Übereinkunft zu kommen, diese Menschen zurückzuschicken. Die Israelis
sind davon überzeugt, dass den Menschen in Eritrea nichts Schlimmes passieren würde,
sondern dass sie nur Wirtschaftsflüchtlinge seien.“
Viele eritreische
Flüchtlinge kämen aber direkt aus Foltercamps im Sinai, wo sie als Geiseln gehalten
wurden, bis jemand für ihre Freilassung bezahlt hat. Sie seien während ihrer Reise
Opfer aller Arten von Gewalt geworden, was Massenvergewaltigungen von Frauen einschließe.
Es sei ein schlimmer Gedanke, dass Menschen, die vor einem Unterdrücker-Regime geflohen
seien, das alles durchmachen müssten, um dann von Israel aus direkt in ihr Regime
zurückgeschickt zu werden:
„Die High Commission of Human Rights hat erst
kürzlich von Eritrea als Land gesprochen, in dem weitgehende Verletzungen von Menschenrechten
vorkommen, was Zwangsarbeit, willkürliche Gefangennahme, Folter und sogar formale
Exekutionen einschließt. Es handelt sich um einen der schlimmsten Fälle auf dem afrikanischen
Kontinent, wenn nicht sogar auf der Welt. Es ist unmöglich, dass diese Menschen in
ihr grausames Regime zurückgeschickt werden. Es ist umso schlimmer, wenn das in einer
Nation passiert, die gebildet wurde, um Menschen eine Heimat zu geben, die selbst
die schlimmsten Misshandlungen erlebt haben und die außerdem die Flüchtlingskonvention
unterschrieben haben.“
Die Nichtregierungsorganisationen versuchten unermüdlich,
den Menschen zu helfen. Einige unterstützen insbesondere die eritreischen Flüchtlinge,
die durch die Hölle von Sinai gegangen sind. Deren Leiden seien dokumentiert worden
und es werde versucht, psychologische Hilfe anzubieten. Andere versuchten einfach
nur, das Leben für sie erträglicher zu machen. Selbst wenn sie in Israel bleiben könnten,
sei das Leben hart für sie, da nur einem Bruchteil erlaubt worden sei, eine Arbeit
aufzunehmen. Die Woche für den Flüchtling könne aber helfen, auf deren Situation aufmerksam
zu machen, so Gondwe.
„Die Woche für den Flüchtling hilft dabei, den Fokus
auf Flüchtlinge zu legen, und zwar in einer positiven Art und Weise. Leider, wenn
die Menschen heutzutage von Flüchtlingen sprechen, geschieht das in der Regel auf
negative Weise, vielleicht weil wir alle in einer Rezession und schwierigen wirtschaftlichen
Lage leben. Dennoch, Flüchtlinge haben positive Beiträge zu vielen Staaten geleistet.
Das sind Menschen, die durch die Hölle gegangen sind. Sie sind dankbar für jede Unterstützung,
die ihnen gegeben wird, und sind gerne bereit, diese zurückzugeben.“