„Wir wenden uns an die Vertreter des Staates und die Bürger mit dem Appell, Frieden
zu wahren und das menschliche Leben als höchstes Gut zu schützen.“ Mit dieser Aufforderung
haben sich die Bischöfe angesichts des politischen Wechsels in ihrem Land an Politiker
und Bürger gewandt. Paraguays Präsident Fernando Lugo war am Freitag (Ortszeit) seines
Amtes enthoben worden. Anlass war der Vorwurf, er habe seine Amtsgeschäfte nicht adäquat
ausgeführt. Hintergrund der Absetzung Lugos durch das Parlament war eine gewaltsame
Auseinandersetzung zwischen der Polizei und Bauern, die 17 Menschenleben forderte.
Verfassungsgemäß hat Vizepräsident Federico Franco das Amt nun bis zu den Wahlen im
April 2013 übernommen. Lugo war in der Vergangenheit selbst Bischof der römisch-katholischen
Kirche.
Er selbst kommentierte seine Absetzung am Freitagabend in der Hauptstadt
Asuncion mit den Worten: „Es ist nicht Fernando Lugo, der heute einen Putsch erleidet.
Es ist Paraguay und die Demokratie, denen man einen Schlag verpasst.“ Zugleich versicherte
der scheidende Präsident: „Ich werde mich weiterhin für die Armen und Randständigen
einsetzen.“ Nicht nur die Bevölkerung in Paraguay, ganz Südamerika war verblüfft darüber,
dass und wie rasch der Staatschef abgesetzt wurde. Die Bischöfe prangerten in
ihrer Mitteilung eine ungerechte Verteilung des Reichtums in Paraguay an: Diese sei
auch der Grund für Zusammenstöße wie der jüngsten Auseinandersetzung zwischen der
Polizei und den Bauern, schreiben sie weiter. Es sei nun „notwendig, eine Lösung zu
finden“ und gleichzeitig die „politische Manipulation“ der Bauern zu vermeiden. „Gewalt
verursacht nur weitere Gewalt; ein Land ohne Frieden ist ein Land ohne Lenkung“, schreiben
die Geistlichen.