Der apostolische Nuntius in Syrien, Erzbischof Mario Zenari, hat Hilfe für die syrischen
Flüchtlinge eingefordert: „Für den Heiligen Stuhl ist es wichtig, dass die Flüchtlinge
Aufmerksamkeit bekommen und Priorität haben. Es muss die Möglichkeit geben, ihnen
ohne Behinderungen Hilfe zu bringen“, sagte der Vatikanvertreter im Interview mit
der Agentur adnkronos. Die aktuelle Zahl der Flüchtlinge schätzt der Nuntius auf „über
eine halbe Million“. Der Papst hatte die syrischen Konfliktparteien am vergangenen
Mittwoch dazu aufgerufen, die „nötige humanitäre Hilfe“ für die leidende syrische
Bevölkerung zuzulassen und dabei besonders auf Kinder verwiesen. Nuntius Zenari forderte
im Interview mit adnkronos die Internationale Gemeinschaft dazu auf, „in höchster
Eile“ zu handeln und „mit einer Stimme zu sprechen“: „Es braucht eine starke internationale
Solidarität; es wird in der Tat sehr schwierig für Syrien sein, allein aus der Krise
herauszukommen, das Land hat den Weg in den Abgrund genommen, und die Internationale
Gemeinschaft hat die Pflicht, einzugreifen, um all das zu verhindern.“
Kein
interreligiöser Konflikt
Weiter warnte der Nuntius davor, von einer
angeblichen Christenverfolgung in Syrien zu sprechen. Es gebe keinen Konflikt zwischen
Christen und Muslimen, und es sei wichtig, eine solche „Panikmache“ nicht zu verbreiten,
unterstrich der Vatikanvertreter im Gespräch mit der Agentur adnkronos. Weiter plädierte
der Nuntius dafür, die Lage in Syrien differenziert zu betrachten: Syrien sei weder
Ägypten noch der Irak, so Zenari, die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen in
dem Land zeichneten sich – bis heute – durch „Zusammenleben und Toleranz“ aus. Die
Krise akzentuiere die Aufgabe der Christen, den Willen zur Solidarität und zum Frieden
in Syrien zu stärken, ergänzte er. Zugleich litten sie freilich wie alle anderen Syrer
auch unter der Krise.
Libanonreise „wichtig für Syrien“
Große
Hoffnungen setzt der Nuntius in die Libanon-Reise des Papstes: „Ich möchte hoffen,
dass der Besuch Benedikt XVI. dazu beitragen kann, dieses Land (Anm. d. Red.: Syrien)
aus der aktuellen Krise zu ziehen.“ In jedem Fall sei der Libanonbesuch des Papstes
„wichtig für Syrien“, so Zenari: Mit der Visite würden sich die Augen der Weltöffentlichkeit
noch stärker auf das krisengeschüttelte Land richten.