2012-06-23 13:20:48

Nigeria: Bischof Onaiyekan warnt vor Racheakten


RealAudioMP3 Der Vorsitzende der nigerianischen Bischofskonferenz, Erzbischof John Onaiyekan von Abuja, ruft die Christen im Land dazu auf, die Ruhe zu bewahren und für die jüngsten Bombenattentate auf christliche Kirchen keine Rache zu üben. Damit schließt er sich dem Friedensappell des Papstes für Nigeria an. Die Terrorsekte Boko Haram hat derweil mit neuen Attentaten gedroht: Der Juni werde der „blutigste Monat für die Christen“ werden, 300 Selbstmordattentäter stünden bereit, um neue Anschläge zu begehen, gab die Gruppierung laut lokalen Medien an. Erzbischof Onaiyekan fordert von der Regierung, mehr gegen die Gewalt im eigenen Land zu tun und schlägt vor, Muslime einzusetzen, um die terroristischen Gruppierungen, die hinter den Anschlägen stecken, zu unterwandern.

„Wir sind sehr besorgt, vor allem deswegen, weil die Terroristengruppen drohen, Kirchen anzugreifen, und sie lassen ihren Drohungen ja auch Taten folgen. Jeden Sonntag suchen sie sich ein oder zwei Kirchen aus und lassen Bomben explodieren und zerstören sie. Was noch schlimmer ist, dass diese Angriffe bereits seit zu langer Zeit scheinbar ungestört vor sich gehen. Es müsste doch möglich sein, sich diesen Terroristen anzunähern, ihre Führer zu identifizieren und die Gruppen aufzulösen. In Nigeria gibt es Hunderte von Kirchen, wir können nicht vor jeder Kirche ständig Soldaten positionieren, was sie auch zu leichten Zielen macht. Jeder, der in Nigeria Unruhe auslösen will, hat mit den Kirchen leichtes Spiel.“

Der Erzbischof erinnert aber auch daran, dass nicht nur die Kirchen im Visier der Attentäter sind:

„Auch Häuser hier in Abuja sind angegriffen worden, viele Polizeistationen, Armeeposten, ja sogar die einfachen und armen Märkte waren Schauplatz von Attentaten. Diese kleinteiligen Attentate gehen weiter.“

Auch die Konfliktlinie bei Racheattacken sei nicht einfach zwischen Christen und Muslimen zu ziehen, so der Erzbischof:

„Diese Auge-um-Auge-Mentalität darf nicht nur zwischen Christen und Muslims gesehen werden, sondern man muss auch die ethnischen Verwerfungen in Betracht ziehen. Viele Volksstämme waren früher im Krieg. Wir haben hier also auch eine Art von Rückkehr zu den alten Volksstammesstreitigkeiten. Natürlich haben wir immer gesagt, Christen dürfen keine Rache nehmen, auch wenn wir angegriffen werden. Das heißt aber nicht, dass wir nicht alles unternehmen sollten, um uns selbst vor den Angreifern zu schützen. Aber einen Mob zu bilden und Unbeteiligte zu töten, ist nicht nur falsch, sondern absolut keine Lösung.“

Es werde allerdings immer schwieriger, die Menschen davon zu überzeugen, aktiv nach einer friedlichen Lösung zu suchen, räumt Onaiyekan ein:

„Es macht mich sehr traurig, das zu sagen, aber viele Menschen sind der Meinung, wenn wir stillhalten und nicht zurückschlagen, werden die Terroristengruppen immer weiter machen. Das ist das Gefühl, das die Bevölkerung momentan hat.

Auch die Vorgehensweise der Terroristen sei relativ neu: Die nigerianischen Sicherheitsapparate seien mit der absoluten Gewaltbereitschaft, die bis zum Selbstmordattentat geht, überfordert. Dennoch, die Christen ließen sich durch die ständige Bedrohung nicht davon abhalten, die Gottesdienste zu besuchen:

„ Im Gegenteil, es scheint fast wie eine Aufmunterung zu wirken, weiterhin in den Gottesdienst zu kommen. Die Menschen zeigen einen bewundernswerten Mut und lassen sich nicht einschüchtern!“

Dennoch legten die Anschläge dem Dialog Steine in den Weg:

„Unsere interreligiöse Zusammenarbeit wird mit jeder Bombe, die vor oder in einer Kirche explodiert, schwieriger. Das macht mich sehr traurig.“

(rv/fides 23.06.2012 cs/pr)









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