Schweiz: Bistum Chur kritisiert Studie über Kirchenaustritte
Im Bistum Chur sind
in den letzten fünf Jahren deutlich mehr Katholiken ausgetreten als in der restlichen
Schweiz, heißt es in einer Mitteilung des Forschungsinstituts GFS Zürich von Mittwoch.
Das Institut schließt daraus: „Das Phänomen der gehäuften Austritte im Bistum Chur
ist also ein klar spezifisches Problem der dortigen Diözese.“ Das weist der Bistumssprecher
Giuseppe Gracia zurück. Aus seiner Sicht ist das Problem der Kirchenaustritte nicht
ein spezifisches seines Bistums – und schon gar nicht die Person des Bischofs Vitus
Huonder, wie einige Medien berichtet haben. Im Gespräch mit Radio Vatikan weist er
darauf hin, dass man bei solchen Studien genauer hinschauen muss.
„Leider
kommt in der Berichterstattung kaum zum Ausdruck, dass die reformierten Landeskirchen
seit Jahren in mindestens dem gleichen Maß vom Phänomen der Austritte betroffen sind
wie die katholische Kirche. Folglich sind die Ursachen überkonfessionell und können
weder isoliert im Bistum Chur noch in der katholischen Kirche als solcher verortet
werden. Deshalb bedürfte es einer genaueren Ursachenforschung.“
Das Bistum
Chur müsse also in dem Licht dieser Erkenntnisse betrachtet und nicht als Einzelfall
seziert werden. Eine mögliche Ursache der Kirchenaustritte auf Landesebene könnte
nämlich das Schweizer Kirchensteuersystem sein, so Gracia. Immerhin hätten Freikirchen
und andere christliche Gruppen ohne Steuersystem starken Zulauf. Es ist Gracia aber
klar, dass nicht nur ökonomische Motive eine Rolle spielen:
„Jeder Austritt
aus einer Kirchgemeinde oder Landeskirche schmerzt, weil damit oft eine Distanzierung
von der eigentlichen Kirche verbunden ist. Zugleich gilt es immer, die Gewissensentscheide
der Menschen ernst zu nehmen.“
Zur Rolle des Bischofs im Bistum Chur sagt
Pressesprecher Gracia:
„Der Bischof von Chur will dabei helfen, dass diese
Entscheidungen bewusst getroffen werden, aufgrund guter Informationen. Dies bedingt
Klarheit darüber, worin die Lehre der römisch-katholischen Kirche besteht bzw. ob
sich der Einzelne damit identifizieren kann. Der Bischof ist nicht bereit, den Menschen
unbequeme kirchliche Positionen zu verschweigen, nur damit sie weiterhin ihre Steuer
zahlen.“
Genauso wie Papst Benedikt XVI. sehe der Bischof von Chur, Vitus
Huonder, die gegenwärtige Entwicklung als „Umformung der einstigen Volkskirche in
ein bewusstes `Entscheidungschristentum`“, das es zu festigen gelte.
„Von
daher bemüht sich der Bischof um eine am überlieferten Glauben orientierte Seelsorge
und um ein klares katholisches Profil. So können die Menschen besser entscheiden,
wie sie dazu stehen. Da viele Aspekte des katholischen Glaubens unbekannt geworden
sind, braucht es hier mehr Kommunikation und Transparenz. Darum wird der Bischof von
Chur weiterhin bemüht sein.“