2012-06-22 13:18:00

Schweiz: Bistum Chur kritisiert Studie über Kirchenaustritte


RealAudioMP3 Im Bistum Chur sind in den letzten fünf Jahren deutlich mehr Katholiken ausgetreten als in der restlichen Schweiz, heißt es in einer Mitteilung des Forschungsinstituts GFS Zürich von Mittwoch. Das Institut schließt daraus: „Das Phänomen der gehäuften Austritte im Bistum Chur ist also ein klar spezifisches Problem der dortigen Diözese.“ Das weist der Bistumssprecher Giuseppe Gracia zurück. Aus seiner Sicht ist das Problem der Kirchenaustritte nicht ein spezifisches seines Bistums – und schon gar nicht die Person des Bischofs Vitus Huonder, wie einige Medien berichtet haben. Im Gespräch mit Radio Vatikan weist er darauf hin, dass man bei solchen Studien genauer hinschauen muss.

„Leider kommt in der Berichterstattung kaum zum Ausdruck, dass die reformierten Landeskirchen seit Jahren in mindestens dem gleichen Maß vom Phänomen der Austritte betroffen sind wie die katholische Kirche. Folglich sind die Ursachen überkonfessionell und können weder isoliert im Bistum Chur noch in der katholischen Kirche als solcher verortet werden. Deshalb bedürfte es einer genaueren Ursachenforschung.“

Das Bistum Chur müsse also in dem Licht dieser Erkenntnisse betrachtet und nicht als Einzelfall seziert werden. Eine mögliche Ursache der Kirchenaustritte auf Landesebene könnte nämlich das Schweizer Kirchensteuersystem sein, so Gracia. Immerhin hätten Freikirchen und andere christliche Gruppen ohne Steuersystem starken Zulauf. Es ist Gracia aber klar, dass nicht nur ökonomische Motive eine Rolle spielen:

„Jeder Austritt aus einer Kirchgemeinde oder Landeskirche schmerzt, weil damit oft eine Distanzierung von der eigentlichen Kirche verbunden ist. Zugleich gilt es immer, die Gewissensentscheide der Menschen ernst zu nehmen.“

Zur Rolle des Bischofs im Bistum Chur sagt Pressesprecher Gracia:

„Der Bischof von Chur will dabei helfen, dass diese Entscheidungen bewusst getroffen werden, aufgrund guter Informationen. Dies bedingt Klarheit darüber, worin die Lehre der römisch-katholischen Kirche besteht bzw. ob sich der Einzelne damit identifizieren kann. Der Bischof ist nicht bereit, den Menschen unbequeme kirchliche Positionen zu verschweigen, nur damit sie weiterhin ihre Steuer zahlen.“

Genauso wie Papst Benedikt XVI. sehe der Bischof von Chur, Vitus Huonder, die gegenwärtige Entwicklung als „Umformung der einstigen Volkskirche in ein bewusstes `Entscheidungschristentum`“, das es zu festigen gelte.

„Von daher bemüht sich der Bischof um eine am überlieferten Glauben orientierte Seelsorge und um ein klares katholisches Profil. So können die Menschen besser entscheiden, wie sie dazu stehen. Da viele Aspekte des katholischen Glaubens unbekannt geworden sind, braucht es hier mehr Kommunikation und Transparenz. Darum wird der Bischof von Chur weiterhin bemüht sein.“

(kipa/rv/pm 22.06.2012 mg)







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