Der Friedensappell
des Papstes an Syrien ist von den Christen im Land als Ermutigung und Trost aufgenommen
worden. Das hat der chaldäische Bischof von Aleppo, Antoine Audo SJ, im Rahmen der
Versammlung der ROACO, der Dachorganisation für katholische Ostkirchen-Hilfswerke,
im Vatikan betont. Die syrischen Christen vertrauten auf die Unterstützung des Heiligen
Stuhls bei den internationalen Bemühungen um Frieden für Syrien, so der Bischof, der
auch Leiter der syrischen Caritas ist. Im Interview mit Radio Vatikan rief Audo
zu mehr humanitärer Hilfe für die Menschen in Syrien auf. Es werde zunehmend schwerer,
an Medizin zu kommen und bei Notfällen zu den Krankenhäusern zu gelangen, so der Bischof.
Die syrische Caritas verteile vor allem in Homs und Umgebung sowie auf dem Land Grundnahrungsmittel,
Medizin und Schulmaterial. Allerdings reichten die Ressourcen nicht, so der Geistliche.
Hinzu käme die ständige Angst der Menschen vor Übergriffen, so Audo mit Blick auf
die christliche Gemeinschaft in Aleppo:
„Auch wenn wir in Aleppo bisher
keine direkte Gewalt gesehen haben, fürchten wir an jedem Freitag das Ende des Gebetes,
wenn die Leute aus den Moscheen kommen. Jeder fragt sich, was wohl passiert... Dann
hatten wir in den letzten Monaten Probleme mit den Studenten an den Universitäten,
viele junge Leute haben ja gegen das Regime demonstriert. In der Provinz gibt es diese
Kämpfe zwischen der Armee, der Polizei und den Demonstranten. Und neuerdings werden
von Kriminellen reiche Christen gekidnappt, um Geld zu verdienen. Es ist einfach schlimm,
wir sehen hier jetzt dieselben Zeichen wie in den letzten Jahren im Irak.“
Sollte
sich die nicht abreißenden Gewalteskapaden in Syrien tatsächlich zu einem Bürgerkrieg
auswachsen, werde dessen Front zumindest nicht zwischen den Religionen verlaufen,
zeigt sich der Geistliche überzeugt. Dazu gebe es in dem Land zu lange ein friedliches
Zusammenleben der Religionen. Dennoch könnten die Christen noch zwischen die Fronten
geraten, meint Bischof Audo: „Selbst in dieser Situation ist zu beobachten,
dass sich die Leute gegenseitig umeinander kümmern. Es gibt in Syrien eine Tradition
des gegenseitigen Respektes, und ich hoffe, wir sind in der Lage, in dieser Weise
weiterzuarbeiten. Wenn wir über Bürgerkrieg sprechen, ist der nicht zwischen Christen
und anderen Religionen, denn die haben keine Milizen oder bewaffnete Leute. Wenn es
einen Bürgerkrieg gibt, wird der wohl zwischen der Mehrheiten sein, die die Macht
über das Land will, und der Minderheit im Parlament. Und dann besteht die Gefahr,
dass Christen als menschliche Schutzschilde missbraucht werden, denn sie sind ohne
jede Selbstverteidigung.“
Bischof Audo wird den Papst zusammen mit anderen
Synodenbischöfen in wenigen Monaten im Libanon empfangen. Er hofft, dass Benedikt
XVI. die Christen des Ostens in ihrer Mission stärken und ihnen Mut machen kann. (rv/fides
22.06.2012 pr)