Unzufrieden über den
Umgang mit Asylbewerbern in ihren Ländern sind die Kirche und die Hilfswerke in Österreich
und in der Schweiz. Eine Streichung der Sozialhilfe für Asylbewerber in der Schweiz
wäre „beschämend“, sagte der Benediktiner-Abt von Einsiedeln Martin Werlen am Wochenende
mit Blick auf die laufende Diskussion zum Thema. Der Bischof von Basel, Felix Gmür,
warnte die Politik davor, „Ängste zu schüren“. In Österreich fordern derweil Caritas
und Amnesty International, dass Flüchtlinge endlich arbeiten dürfen und auch während
eines noch laufenden Asylverfahrens zu ihrem Lebensunterhalt beitragen dürfen. Diese
Forderung erhob Caritas-Präsident Franz Küberl am Dienstag bei einer Pressekonferenz
in Wien.
„Ich plädiere für eine Gesetzesänderung nach dem Vorbild Liechtensteins.
Dort steht Asylwerbern der Arbeitsmarkt offen, bei positivem Ausgang ihres Verfahrens
haben sie dann ein Startgeld für den Aufbau einer Existenz, bei negativem Ausgang
wäre Geld für die Rückkehr vorhanden.“
In der Schweiz macht hingegen
der Vorschlag die Runde, dass Asylbewerber bei Schweizer Bauern leben und arbeiten
sollen. Im benachbarten Österreich ist dies bereits in beschränkter Weise möglich.
Das Arbeitsverbot solle im Interesse der Allgemeinheit und auch im Interesse der Flüchtlinge
spätestens sechs Monate nach dem Asylantrag fallen, fordern Caritas und Amnesty. Dazu
Küberl:
„Jugendliche sollten die Chance erhalten, eine Lehre zu beginnen.
Denn teilweise jahrelang im ,Wartesaal des Lebens‘ zum Nichtstun verurteilt zu sein,
vergeudet Kompetenzen und ist für die Betroffenen psychisch sehr belastend – zusätzlich
zu den stets belastenden Umständen ihrer Flucht.“
Caritas Österreich
und Amnesty International äußerten sich anlässlich des Welttages der Migranten und
Flüchtlinge, der an diesem Mittwoch begangen wird. Initiiert wurde er 1914 Papst Benedikt
XV. unter Eindruck des Ersten Weltkrieges, den dieser als „grauenhaft nutzlose Schlächterei“
brandmarkte. Dazu Küberl:
„Mit seiner generellen Ächtung des Krieges
hat er außerdem den Austritt der katholischen Kirche aus der Kriegsgeschichte erklärt;
Benedikt XV. ist daher mein ,Lieblingspapst‘. Der würdevolle Umgang mit Menschen auf
der Flucht ist ein Gradmesser der Humanität.“