Vatikan zur vorläufigen Abschlusserklärung des Umweltgipfels in Rio
Die Abschlusserklärung zum laufenden Umweltgipfel der Vereinten Nationen in Rio ist
zwar „nicht perfekt“, sie kann es aber noch werden. Davon zeigt sich der Botschafter
des Heiligen Stuhles bei den Vereinten Nationen, Francis Chullikat, überzeugt, der
zur offiziellen Vatikandelegation auf dem Rio +20-Gipfel gehört. Es sei „noch möglich,
sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen“ und die Erklärung zu modifizieren, sagte
der Vatikanvertreter laut Angaben der italienischen Presseagentur ansa. Der Umweltgipfel
in Rio hatte sich überraschend noch vor dem eigentlichen Beginn des Treffens auf eine
Abschlusserklärung geeinigt, in der sich die rund 100 Staats- und Regierungschefs
für „Grünes Wirtschaften“ aussprechen. Jedes Land kann allerdings selbst entscheiden,
ob dafür gesetzliche Regelungen geschaffen werden oder ob dabei auf Freiwilligkeit
gesetzt wird.
Welle der Kritik: „Ein wachsweiches Abkommen“
Hilfsorganisationen
und Politiker zeigten sich über die vorläufige Abschlusserklärung verärgert. Es sei
ein Skandal, dass sich die verhandelnden Staaten bereits vor dem eigentlichen Gipfel
mit einem wachsweichen Abkommen zufriedengeben wollten, kritisierte Misereor
am Mittwoch in Rio de Janeiro. Besonders der Bezug auf soziale Menschenrechte bleibe
in dem Dokument eine „hohle Phrase“. Auch der Verband Entwicklungspolitik deutscher
Nichtregierungsorganisationen (VENRO) nannte das Ergebnis des Gipfels enttäuschend.
Fortschritte für Umweltschutz und Armutsbekämpfung seien in dem vorliegenden Text
„praktisch nicht auffindbar“. Als einziges greifbares Ergebnis bezeichnete VENRO die
Aufwertung des UNO-Umweltprogramms UNEP, das nun eine halbwegs sichere Finanzbasis
erhalten solle. Das „Bündnis Entwicklung Hilft“ warf den Teilnehmern des
UN-Umweltgipfels Versagen bei der Katastrophenprävention vor. Das Thema dürfe nicht
länger nur eine Fußnote bei Verhandlungen zu nachhaltiger Entwicklung sein. Das vorhandene
Geld müsse statt in Wiederaufbau und Nothilfemaßnahmen nach Katastrophen in die Prävention
fließen. Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) erklärte, Rio+20 habe mit
Blick auf den Klimawandel eine besondere Relevanz für die Entwicklungsländer. Sie
seien unmittelbarer von Umweltleistungen abhängig und von Veränderungen stärker betroffen
als Industriestaaten. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) appellierte
an die Teilnehmer, jetzt die Weichen für mehr Umwelt und Ressourcenschutz zu stellen.
Die Bundesvorsitzenden der Grünen, Claudia Roth und Cem Özdemir, bezeichneten
die vorläufige Erklärung als unvorstellbaren Rückschritt. Rio+20 lasse drängende Aufgaben
wie die drei «globalen Krisen» Finanzen, Klima und Hunger links liegen. Österreichs
Umweltminister Nikolaus Berlakovich sagte unterdessen seine geplante Teilnahme
an dem Treffen ab. Nach der vorzeitigen Einigung werde es keine weiteren Verhandlungen
mehr geben. Zum „Jubeln und Feiern“ werde er jedoch nicht nach Rio fliegen, betonte
er laut österreichischen Medienberichten. Der Bamberger katholische Erzbischof
Ludwig Schick erwartet schon jetzt von dem UNO-Gipfel keine greifbaren Ergebnisse
mehr. Zwar seien die Themen des Treffens wie „Green Economy“, Armutsbekämpfung und
Umweltschutz von großer Bedeutung - allerdings müsse man befürchten, dass nicht viel
dabei herauskommen werde, sagte er dem Domradio. Die vorläufige Erklärung enthalte
mehr allgemeine Hinweise als konkrete Festlegungen. (ansa/kna/domradio 20.06.2012
pr)