2012-06-15 12:22:46

Syrien: Internationaler Einsatz nur mit Maß und Ziel


RealAudioMP3 Um in Syrien einen internationalen Militäreinsatz und damit tatsächlich einen Krieg zu vermeiden, sollte versucht werden, den Frieden durch internationale Polizeibeamte wieder herzustellen. Das rät der italienische Mönch Paolo dall’Oglio, der sich nun nach vielen Jahren in Syrien anschickt, das Land zu verlassen. Seine Äußerung fällt in Tagen extremer Spannung. Das Assad-Regime droht seinen Gegnern im Land nun mit einer umfassenden Militärinitiative und stellte den Widerständlern ein Ultimatum von wenigen Stunden, um ihre Waffen abzugeben. Muss die internationale Gemeinschaft eingreifen? Paolo dall’Oglio:

„Ich bin von Beruf nicht Hellseher. Ich bin ein Mönch, der für den Friedens dieses Landes betet. Und ich glaube, dass sicherlich eine moralische Pflicht der internationalen Gemeinschaft zum Eingreifen da ist, wenn ein Land aufgrund internationaler Spannungen derart übel zugerichtet ist wie Syrien. Aber man muss das mit Maß und Ziel machen, mit Intelligenz, mit Abstufungen und mit dem Willen, die Dinge nicht noch weiter zu verschlechtern, wie das leider in Libyen geschehen ist, ganz sicher im Irak und erst Recht in Afghanistan. Bevor man an einen bewaffneten internationalen Einsatz denkt, sollte man erwägen, internationale Polizeitruppen gezielt in die Orte zu schicken – und nur in diese – an denen es blutige interkonfessionelle Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten gibt.“

Syrien ist in der Sicht des Ordensmannes wörtlich nicht nur eine „Pestbeule der internationalen Fieberschauer“, sondern auch Schauplatz einer regionalen Gegnerschaft zwischen den beiden Hauptströmungen des Islam, der sunnitischen und der schiitischen, eine Gegnerschaft, die schon den Libanon und den Irak gefährdete. Eine gezielte Christenverfolgung gibt es aus seiner Sicht nicht; Pater dall’Oglio bestätigt damit auch die Einschätzung des Nuntius in Damaskus, Mario Zenari.

„Ich kann nicht ausschließen, dass in Syrien dieselben extremistischen Gruppen am Werk sind, die während der westlichen Besetzung des Irak den Christen das Leben schwer gemacht haben. Al Kaida ist etwa eine Geheimorganisation, die für ihre eigenen Ziele innerhalb der syrischen Revolution kämpft, die ihrerseits keine Kontrolle über al Kaida hat. So ähnlich wie eine europäische Regierung keine Kontrolle über Terrorzellen auf ihrem Gebiet hat. Terror, das ist ein Problem, das weit über die Frage der Revolution in Syrien hinausgeht. Die Syrer rufen das vor den Kadavern ihrer getöteten Kinder aus: wir wollen ein pluralistisches und demokratisches Syrien für die Muslime, für die Christen, für die Alewiten, für alle.“
(rv 15.06.2012 gs)








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